Erstaufführung zum 30-jährigen Jubiläum des Werkstatt-Treffs Mecklenheide e. V. am Mittwoch, 10.09.2014 auf dem Vereinsgelände in der Helmkestraße 20 in einem großen Zirkuszelt.
Intention von „Alles gut so?!”
Darstellung der folgenden Themen aus der aktuellen Arbeitsmarktpolitik in einem Theaterstück, das den Zuschauern in Erinnerung bleibt, zum Nachdenken anregt und die Problematiken aufzeigt. Einige Inhalte werden überspitzt wiedergegeben.
- Bedeutung von Arbeit
- „Abkürzungsdschungel” und Bezeichnungen für Maßnahmen:
AGH = Arbeitsgelegenheiten
AGH-MOT = Arbeitsgelegenheit Motivation
AGH Standard, AGH Neue Wege
Barb = Bürgerarbeit - emotionale Auswirkungen der Befristung der Verweildauer in Arbeitsgelegenheiten auf Maßnahmenteilnehmer (max. 2 Jahre innerhalb von 5 Jahren)
- Zukunftsängste und Unsicherheiten der Betroffenen
- Umgehensweise des Trägers mit dieser Entwicklung
- zu enge Auslegung von Zusätzlichkeit, Wettbewerbsneutralität und öffentlichem Interesse
Akteure: Spiel-Werk (Mitarbeiter des WTMs)
Mitarbeiter des WTMs, die aus Spaß und Interesse bei dem Theaterstück mitgespielt haben.
Inhalt
Die Aufführung gliedert sich in drei Abschnitte:
1. Standbilder
2. Theaterstück
3. Elfchen
1. Standbilder
Drei Bilder werden von den schwarzgekleideten Akteuren mit weißer Maske nacheinander, durch Beziehungsstrukturen und Haltungen verdeutlicht, aufgebaut (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Sobald jeder der Akteure seine Position für die dargestellte Momentaufnahme eingenommen hat, „frieren“ sie im Geschehen ein und lassen dieses Bild auf den Betrachter wirken.
In umgekehrter Reihenfolge wird das Standbild wieder abgebaut.
2. Theaterstück
Szene 1:
Werkeline braut in ihrer „Hexenküche” vor sich hin. Sie hantiert hinter dem Tisch und bewundert den guten Geschmack des Trankes: „Schmeckt richtig gut; Wirkt motivierend und aktivierend; Gibt Energie; Macht optimistisch”.
Sie animiert das Publikum zu kosten.
„Sie sehen aber kraftlos/müde/unmotiviert aus! Möchten Sie mal kosten? Stopp, ganz vergessen, dafür benötigt man eine Sondergenehmigung! Nicht jeder kommt in den Genuss des Wundertrankes!”
Sie kehrt zum Tisch zurück und stellt fest, dass ihr die Zutaten ausgehen. Fragt das Publikum, wie spät es ist.
„Kennen Sie das auch? Man braucht etwas ganz dringend und bestellt es. Und dann kommt und kommt es nicht! Immer erst auf den letzten Drücker!“
Szene 2:
Es klingelt am Lieferanteneingang.
Werkeline: Na endlich!
Lieferantin: Firma Absolut Gute Heilmittel! Ihre AGH-Lieferung ist da!
Werkeline: Guten Tag! Ich warte schon sehnsüchtig auf Sie!
Lieferantin: Guten Tag gnädige Frau!
Werkeline: Was haben Sie den schönes für mich heute?
Lieferantin: Heute habe ich für Sie, wie bestellt, die 50 Standard-Spinnenbeine, ein paar MOTtenflügel, (zum Publikum) damit können Sie eine hervorragende AGH-MOT zaubern und 20 von den Neuen Wundermitteln. (Zum Publikum) Damit können Ihre Kunden ganz NEUE WEGE beschreiten.
Werkeline: Und was ist mit meiner Barbecuesauce? Da brauche ich dringend die Zutaten.
Lieferantin: Die Barbecuesauce ist nicht mehr im Trend. So zu sagen, ein Auslaufmodell. Aber ich schaue noch mal, ob wir ein paar Reserven haben. Aber ab dem nächsten Jahr definitiv nicht mehr.
Werkeline: Danke, bis zum nächsten Mal.
Lieferantin: Auf Wiedersehen!
Szene 3:
Kundin 1 erwacht nach einem Signal und klingelt an der Tür. Werkeline macht ihr auf und begrüßt sie. Sie fragt nach der Sondergenehmigung, bietet der Kundin das „Du” an und gibt ihr anschließend von dem Trank. Sie rät ihr sparsam damit umzugehen, weil er eben limitiert ist. Sie legt ihr ein buntes Tuch um den Hals. Sobald die Kundin vom Trank probiert, ist sie energiegeladen und motiviert und fängt an, eine Tätigkeit auszuführen. Dabei wird sie unterbrochen durch den „Stopp-Sager”. Sie ist verwirrt und Werkeline erklärt ihr, dass sie nicht alle Tätigkeiten ausführen darf. Sie bekommt von Werkeline eine Aufgabe zugewiesen: Klingel-Ansagerin.
Der Dialog in dieser Szene wird improvisiert.
Szene 4:
Wiederholung von Szene 3 mit Kundin 2. Unterschied: Kundin 2 wird bei zwei Tätigkeiten vom „Stopp-Sager” unterbrochen, bevor sie von Werkeline ihre endgültige Tätigkeit zugewiesen bekommt:
Buchseiten-Zählerin.
Szene 5:
Wiederholung von Szene 3 mit Kundin 3. Endgültige Tätigkeit: Schirm-Halterin.
Szene 6:
Alle Beteiligten gehen über die Bühne. Sie begrüßen/unterhalten sich, wenn sie sich begegnen. Alle sind mit der Situation zufrieden und glücklich.
Szene 7:
Werkeline hantiert wieder hinter ihrem Tisch. Die Teilnehmer sind beschäftigt und glücklich. Es fehlen ihr neue Zutaten und sie erwartet sehnsüchtig die Lieferantin. Da klingelt es schon am Lieferanteneingang.
Werkeline: Guten Tag!
Lieferantin: Guten Tag gnädige Frau!
Werkeline: Gott sei Dank sind Sie da! Ich habe fast keine Zutaten mehr. Was haben Sie mir diesmal mitgebracht?
Lieferantin: Ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie gnädige Frau. Wir haben gar keine Zutaten in Reserven mehr für die BARBecuesauce.
Werkeline: (erschrocken) Was? Gar keine?? Aber ein paar MOTtenflügel, haben Sie sicherlich für mich?!
Lieferantin: Nein gnädige Frau, diese kann ich Ihnen auch nicht mehr liefern.
Werkeline: Auch nicht mehr? Was haben Sie denn überhaupt noch für mich?
Lieferantin: Ich habe Ihre Standard-Spinnenbeine und von dem Neuen Wundermittel. Aber seinen Sie sparsam damit! Sie wissen, davon dürfen Sie höchstens zwei Jahre etwas verabreichen. Andere sollen doch auch in den Genuss Ihres Zaubertranks kommen!
Werkeline: Ach ja, nur zwei Jahre!
Werkeline dreht sich dabei erschrocken um, zu Kundin 1 und sowohl sie als auch die Lieferantin frieren ein.
Szene 8:
Kundin 1- 3 laufen aufgeregt zusammen. Sie unterhalten sich aufgeregt und besorgt über das, was sie gerade zwischen Werkeline und Lieferantin mitbekommen haben. Es sind nur Wortfetzen zu verstehen. Zwei Jahre…bald abgelaufen…nächsten Monat…und danach…in Zukunft…zu alt…nie ein Job…etc. Anschließend frieren auch sie ein.
Szene 9:
Melancholische Musik ertönt, die Beteiligten legen ihre Requisiten ab und nehmen ihre Position auf der Bühne ein.
3. Elfchen
Nacheinander sprechen Sie ein selbst entworfenes Elfchen, drehen sich um und gehen zur Musik gemeinsam „in Richtung Zukunft”, bis sie in der Bewegung einfrieren.
Kundin 1: Alt keine Arbeit weil zu alt ich fühle mich jung ausgeschlossen! |
Werkeline: 30 Jahre stolz auf Leistung was nicht umbringt- macht stark wir schaffen es gemeinsam optimistisch! |
Kundin 2: Links links — rechts links — rechts — links ich weiß nicht wohin links ?! |
Lieferantin: Ende was nun? wieder Bewerbungen schreiben ich fange neu an Ungewissheit!? |
Kundin 3: WTM eine Zukunft wie geht’s weiter? ich weiß es nicht Ungewissheit!? |
Stopp-Sager: Alternative keine Zuchtanstalt Hoffnung für Andersartige ich komme gerne vorbei Zukunft! |
Viele der Fotos sind vom Fotografen Holger Hütte
Originalmitschnitt auf YouTube.