Werk-Teich

Die ein­zi­ge Mög­lich­keit, um die Pfle­ge­ar­bei­ten des Werk-Tei­ches, der von AGH-Teil­­neh­­mern ange­legt wur­de, von AGH-Teil­­neh­­mern wei­ter­füh­ren zu kön­nen, war das Anbrin­gen einer Web­cam (08/2014). Dadurch wur­de der For­de­rung des Job­cen­ters nach­ge­kom­men, das öffent­li­che Inter­es­se des Werk-Tei­ches zu verstärken.

In dem Teich sind zur­zeit fol­gen­de Fische enthalten:

Gold­fi­sche, Gold­or­fenKoiWel­se

Die Gold­fi­sche (Gie­bel), Gold­or­fen (Aland) und der Koi gehö­ren in die Fami­lie der Cypri­ni­dae (Karp­fen­fi­sche), die Wel­se gehö­ren zu der Fami­lie der Ictalu­ri­dae (Kat­zen­wel­se).

In der Ufer­zo­ne fin­det man unter­schied­li­che Was­ser­pflan­zen, die wir vom Schul­bio­lo­gie­zen­trum gespen­det bekom­men haben. Inter­es­sier­te kön­nen die  „Steck­brie­fe” der Pflan­zen über die Web­site des Schul­bio­lo­gie­zen­trums unter Arbeits­hil­fen einsehen.

Öko­lo­gi­sche Bedeu­tung urba­ner, künst­li­cher Klein­ge­wäs­ser für Bio­di­ver­si­tät und Mikro­kli­ma im inner­städ­ti­schen Bereich, am Bei­spiel des Werk-Tei­ches auf dem Gelän­de des Wer­k­statt-Treffs- Meck­len­hei­de e. V..

von Andre­as Voigt

Inhalts­ver­zeich­nis

  1. Ein­lei­tung
  2. Öko­lo­gi­sche Bedeu­tung von Kleingewässern
  3. Lage des Werk-Teichs
  4. Beschaf­fen­heit und Arten
  5. Bedeu­tung des Werk­teichs für Arten­viel­falt und Mikroklima
  6. Bewer­tung

1.Einleitung

Seen und Flüs­se sind als Bio­to­pe für unse­re Umwelt von enor­mer Bedeutung.
Aber auch ste­hen­de und flie­ßen­de Klein- und Kleinst­ge­wäs­ser wie Bäche, Wei­her, Tei­che, Todeis­lö­cher, Söl­le und Laken, sind als Insel­bio­to­pe in der Ver­net­zung der Natur­räu­me bedeu­tend für Arten­viel­falt und Mikroklima.
In urba­nen Räu­men kön­nen Zier­tei­che, Bade­tei­che und Gar­ten­tei­che, sofern sie natur­nah ange­legt sind, Tei­le die­ser wich­ti­gen Funk­tio­nen übernehmen.

Abb. 1 Klas­si­fi­zie­rung von Gewässern


2. Öko­lo­gi­sche Bedeu­tung von Kleingewässern

Frü­her waren Klein­ge­wäs­ser all­ge­gen­wär­tig. Auf vie­len land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen befan­den sich Wasseransammlungen.
Peren­nie­ren­de Klein­wei­her mit stark schwan­ken­der Was­ser­füh­rung, peri­odi­sche Herbst- Win­­ter-Früh­­jahrs-Tüm­­pel mit kur­zer Tro­cken­pe­ri­ode im Som­mer und peri­odi­sche Früh-jahrs-Tüm­­pel mit Was­ser­füh­rung nur nach der Schnee­schmel­ze. In jedem Fle­cken gab es Dorf­wei­her und Lösch­tei­che die, je nach Bewirt­schaf­tung und Was­ser­stand, eine mehr oder weni­ger gro­ße Arten­viel­falt aufwiesen.
Die­se Klein­ge­wäs­ser sind in unse­rer Land­schaft heu­te sehr sel­ten gewor­den. In den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren sind 70–85 % der ste­hen­den Klein­ge­wäs­ser in Deutsch­land zer­stört wor­den, um „Bewirt­schaf­tungs­hin­der­nis­se“ in der Feld­flur zu besei­ti­gen, Platz zu schaf­fen für den Stra­ßen­bau oder um ein ver­meint­li­ches Stech­mü­cken­ge­wäs­ser aus dem Fel­de zu räu­men. Manch­mal wur­de auch nur eine bil­li­ge Bau­schutt­kip­pe gesucht.
Die Fol­ge ist eine öko­lo­gi­sche Ver­ar­mung. Mit den Klein­ge­wäs­sern ver­schwan­den auch ihre Tie­re und Pflan­zen  die sich heu­te auf den „Roten Lis­ten“ gefähr­de­ter und ver­schol­le­ner Arten wiederfinden.
Die Bedeu­tung sol­cher Gewäs­ser ist durch die heu­ti­ge Zurück­be­sin­nung auf die Natur wie­der ins Bewusst­sein gelangt. Daher ist das Anle­gen künst­li­cher Klein- und Kleinst­ge­wäs­ser als Tritt­stein­bio­to­pe zu begrüßen.

Abb. 2 Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung: Tritt­stei­ne und Grün­kor­ri­do­re zwi­schen Biotopen

Sie bie­ten die Mög­lich­keit der Aus­brei­tung und Wie­der­an­sied­lung von Arten.
Durch para­bio­ti­sche Vor­gän­ge z.B. der Pho­re­sie (Vor­über­ge­hen­de Tran­s­­por­t­­ge-mein­­schaf­­ten zwi­schen unter­schied­li­chen Arten), funk­tio­niert das nicht nur bei nah bei­ein­an­der lie­gen­den Natur­räu­men. Bei­spie­le dafür sind der Trans­port von Laich im Gefie­der von Vögeln oder Klet­ten im Fell von Säugetieren.
Die Mög­lich­keit der Abwan­de­rung adul­ter Tie­re auf Grund von Über­po­pu­la­ti­on ist durch sol­che Tritt­ste­inha­bi­ta­te gewähr­leis­tet. Dadurch kön­nen sich Bestän­de ver­grö­ßern und aus­wei­ten. Durch die­se Erwei­te­rung des Gen­pools ist das Über­le­ben von Arten gesi­chert auch wenn Popu­la­ti­on eines Stand­or­tes ver­nich­tet wer­den sollte.
CO2-Absor­b­­ti­on, die Wir­kung Staub zu fil­tern und die Ver­duns­tung der Klein­ge­wäs­ser und der umge­ben­den Böden und Pflan­zen, wir­ken sich posi­tiv auf das Kli­ma all­ge­mein, und auf die Mikro­kli­ma­te in der Stadt aus.
Dank ihrer über­schau­ba­ren Grö­ße sind Klein­ge­wäs­ser gut geeig­net für die Dar­stel­lung öko­lo­gi­scher Vor­gän­ge. Beson­ders für Kin­der­gär­ten und Schul­klas­sen bie­tet sich eine Ein­be­zie­hung in den Unter­richt an, zumal die künst­li­chen Tei­che oft in bewohn­tem Gebiet lie­gen und somit fuß­läu­fig erreich­bar sind.
So wird der Sinn für öko­lo­gi­sche Vor­gän­ge geschärft, denn, “Nur was man kennt, kann man schützen“.

3. Lage des Werk-Teiches

Der Werk-Teich in sei­ner heu­ti­gen Form wur­de 2015 vom Wer­k­statt-Treff-Meck­­len­hei­­de (WTM) angelegt.
Er befin­det sich im Wes­ten Han­no­vers Stadt­mit­te im Stadt­teil Hain­holz (N52°24´, E 9°42´). Er liegt auf dem Gelän­de des WTMs und wird auch vom WTM betreut.
Natur­räum­lich befin­det sich der Werk-Teich im Weser-Aller-Flach­­land, auf der Engel­bos­te­ler Moor­geest, einem Teil der Han­no­ver­schen Moorgeest.
Man kann den Teich als klei­nen öko­lo­gi­schen Tritt­stein zwi­schen Lei­ne und Mit­tel­land­ka­nal betrach­ten. In unmit­tel­ba­rer Nähe befin­den sich Klein­gär­ten, teil­wei­se eben­falls mit Tei­chen, (ca. 50 m) sowie die Frei­luft­schu­le Burg (ca. 250 m) und das Schul­bio­lo­gie­zen­trum (350 m), mit Wald und Wie­sen­flä­chen. In kur­zer Ent­fer­nung (ca. 200 m) fließt der Obe­re Stö­cke­ner Bach, der peri­odisch Was­ser führt und in die Lei­ne mün­det. Wenn die Lei­ne Hoch­was­ser führt, drückt sie Was­ser in den Stö­cke­ner Bach zurück, die­ser fließt dann zeit­wei­se berg­auf. Teil­wei­se fließt der Bach lei­der unter­ir­disch und in Roh­ren. Als Wan­de­rungs­kor­ri­dor um die anthro­po­gen über­präg­te Zwi­schen­land­schaft zu über­win­den ist er daher nur bedingt geeignet.

4. Beschaf­fen­heit und Arten

Die Was­ser­ober­flä­che der Foli­en­an­la­ge des Werk-Tei­ches misst etwa 50 qm und er ent­hält cir­ca 10.000 Liter Was­ser wel­ches über eine Umwälz­pum­pe und Fil­ter­an­la­ge auf­be­rei­tet wird. Er ist in eine Tie­fen­zo­ne und eine Flach­was­ser­zo­ne geglie­dert und mit hydro­phi­len Arten bepflanzt.
Als Fisch­be­stand sind Gie­bel und Alan­de, in den Farb­va­ria­tio­nen Gold­fisch und Gold­or­fe sowie Kois und Wel­se besetzt.
Der Ufer­be­reich ist mit Grä­sern bepflanzt und mit Topf­pflan­zen und Kie­sel­stei­nen gestal­tet. An der West­sei­te befin­det sich eine Trockensteinmauer.
Auf dem Gelän­de in der nähe­ren Umge­bung wach­sen unter ande­rem, Pyra­mi­den­pap­peln und Weiden.

Pflan­zen­ar­ten u.a.:

Gemei­ner Tannenwedel
Drei­furchige Wasserlinse
Wasserminze
Sumpf Vergissmeinnicht
Flatterbinse
Gel­be Teichrose
Sumpfschwertlilie
Krebsschere
Kalmus
Rohrkolben
Klei­ne Wasserlinse
Gemei­nes Hornblatt
Pyramidenpappel
Silberweide
Kirschlorbeer

Tier­ar­ten u.a.:

Aland
Giebel
Koi
Wels

5. Bedeu­tung des Werk-Tei­ches für Arten­viel­falt und Mikroklima

Wie ein­gangs erwähnt kann man den Werk-Teich als Tritt­stein­bio­top betrach­ten. In sei­ner Lage zwi­schen Kanal und nörd­li­cher Stadt­lei­ne kann er als Rast­platz oder in Ver­bin­dung mit dem Obe­ren Stö­cke­ner Bach, als Teil eines Wan­de­rungs­kor­ri­dors zwi­schen Grün­zü­gen bezeich­net werden.
Auf­grund des feh­len­den Zu- und Abflus­ses, und der durch natur­räum­li­che Bedin­gun­gen rela­tiv iso­lier­ten Lage, gilt dies für Fische und Säu­ge­tie­re aller­dings nur bedingt.
Fisch­laich könn­te im Gefie­der der trin­ken­den und baden­den Vögel an ande­re Gewäs­ser trans­por­tiert wer­den, was in die­sem Fall aller­dings nicht wün­schens­wert wäre, da es sich bei dem Fisch­be­satz aus­schließ­lich um allo­ch­to­ne Arten han­delt, die per­spek­ti­visch ein­hei­mi­sche Arten ver­drän­gen könnten.
Durch die hohe Besatz­dich­te der Fische gibt es kaum Was­ser­in­sek­ten und kei­ne Amphi­bi­en, da die Laich­ge­le­ge der Frö­sche, Lur­che und Mol­che, sowie der Lar­ven der Insek­ten von dem Über­be­satz kom­plett als Nah­rung auf­ge­nom­men werden.
Als ver­läss­li­ches Trink­was­ser­re­ser­voir und als Ruhe- und Rast­platz in den Abend, Nacht- und Mor­gen­stun­den erfüllt der Teich aber durch­aus eine wich­ti­ge Funktion.
Die Wir­kun­gen auf Kli­ma und Mikro­kli­ma durch Klein­ge­wäs­ser in ihrer Gesamt­heit sind nicht zu unterschätzen.
Die Was­ser­flä­che und die Grün­pflan­zen des Werk­tei­ches beein­flus­sen allein durch Tran­spi­ra­ti­on der Pflan­zen und der Eva­po­ra­ti­on des Was­sers das Mikroklima.
Böden und Grün­flä­chen haben eine C02 spei­chern­de Funktion.
Hin­zu kommt die Staub fil­tern­de Wir­kung der Grün­pflan­zen und der Bäu­me. Die­se führt zur Luft­ver­bes­se­rung und wirkt posi­tiv auf das Klima.
Eine der benach­bar­ten Pap­peln kann etwa 100 Kilo Staub im Jahr binden.
Auch der Was­ser­haus­halt wird ins­be­son­de­re durch die Inter­zep­ti­on, das Zurück­hal­ten von Was­ser in Baum­kro­ne und Stamm, in den Pap­peln und den ande­ren Grün­pflan­zen güns­tig beeinflusst.

6. Bewertung

Der Werk-Teich des WTMs hat, wie ande­re Klein­ge­wäs­ser, eine nicht zu unter­schät­zen­de Bedeu­tung für Arten­er­hal­tung, Bio­di­ver­si­tät und Klima.
Dies ist nicht immer im Ein­zel­nen ersicht­lich aber in der Gesamt­heit der Klein­bio­to­pe ein­deu­tig. Es sind für vie­le Arten wich­ti­ge Ruhe- und  Ver­sor­gungs­zo­nen in der anthro­po­ge­nen, urba­nen Zwischenlandschaft.
Durch stär­ke­re Ori­en­tie­rung an natür­li­che Gege­ben­hei­ten, ins­be­son­de­re der Öff­nung  ver­sie­gel­ter Flä­chen, Ver­rin­ge­rung und Anpas­sung des Fisch­be­stan­des kön­nen die­se Effek­te ver­stärkt wer­den. Auch der Ein­satz von Pum­pen muss evtl. neu bewer­tet wer­den, da sie zwar zur Sau­er­stoff­an­rei­che­rung nüt­zen, gleich­zei­tig aber in den Pro­pel­lern Klein­or­ga­nis­men zer­stö­ren. Alter­na­tiv wären Pum­pen nach dem Prin­zip der archi­me­di­schen Schrau­be, ange­trie­ben durch ein Solar­pa­nel, schonender.
Eine Rena­tu­rie­rung des Obe­ren Stö­cke­ner Bachs, wie am bach­ab­wärts gele­ge­nen Lauf schon erfolgt, wäre für eine wei­te­re Ver­net­zung von Bio­to­pen wertvoll.

Lite­ra­tur­ver­zeich­nis

www.aid.de/landwirtschaft/biotop_kleingewaesser.php

www.aid.de/landwirtschaft/biotop_kleingewaesser.php

www.klsgewaesserschutz.de/fileadmin/user_upload/kls/veroeffentlichungen/galabau_03_08.pdf

Drews, R. & H. Zie­mek (1995): Klein­ge­wäs­ser­kun­de. Eine prak­ti­sche Ein­füh­rung. Rei­he: Bio­lo­gi­sche Arbeits­bü­cher, Band 41, 146 S., 2. Auf­la­ge. Quel­le & Mey­er, Wiesbaden

www.schwerdtfisch.net/index.php?option=com_content&view=article&id=83&Itemid=107

bnb-nachhaltigesbauen.de/fileadmin/pdf/BNB_Steckbriefe-Aussenanlagen/BNB_AA2012-1_111.pdf

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