Selbstmord oder Mord?
Das klingt wie die Verschwörungstheorien, die es z.B. so seit 1977, seit dem Tod von Baader, Ensslin und Raspe in Stuttgart/Stammheim gibt. Wenn man nur lang genug an einer Sache herumdeutelt, findet man immer etwas "total merkwürdiges". Lange Zeit galt es als Wahrheit, das die Gründungsmitglieder der RAF in "der Nacht von Stammheim" durch ein professionelles Killerkommando bzw. einer SEK-Einheit umgebracht worden seien. Die Gefängnisleitung habe den Mördern Unterstützung geleistet, indem ihnen alle Türen aufgeschlossen worden seien. Pieter-Bakker Schut, einer der RAF-Verteidiger, hat ein ganzes Buch darüber geschrieben.
Das gibt dann den Stoff für die sog. "Urban Legends", "Großstadtmythen".
Und wenn ich die Arbeit der Ermittler in Sachen NSU so sehe, wird mir schlecht. Die Mordserie von Böhnhardt/Mundlos wurde doch letztendlich durch "Kommissar Zufall" aufgeklärt: Zunächst ging die Polizei mal von der italienischen, der türkischen oder der internationalen Mafia als Täter aus. Dann hieß es, familiäre Konflikte seien die Tathintergründe. Das bei den Taten, die verschiedene Familien betrafen, zwischen denen keinerlei Verbindung bestand, mit immer dergleichen Waffe geschossen wurde, spielte wohl keine Rolle. Die Boulevardpresse tat ihr übriges, als sie die Morde als "Döner-Morde" kennzeichnete (dabei arbeitete nur eines von zehn Opfern in einem Imbiss!). Man vermutete als Täter eine Frau. Die Zeitungen phantasierten von einer drogensüchtigen, professionellen Killerin. Bis sich herausstellte, das eine Mitarbeiterin des untersuchenden Forensik-Labors die DNA-Spuren verunreinigt hatte! Also, bei solchen Ermittlungsergebnissen halte ich mich mit Spekulationen inzwischen zurück!
Der jetzige Prozess gegen die einzige Überlebende des NSU, Beate Zschäpe, hat irgendwie mehr mit "Vergeltung" als mit Rechtssprechung zu tun. Richtige Beweise hat man gegen Zschäpe nicht- außer der Tatsache, das sie mit Böhnhardt/Mundlos bekannt war und Mitglied in der "NSU". Jetzt sucht die Staatsanwaltschaft krampfhaft nach Zeugen, die Zschäpe an einem der Tatorte gesehen haben könnten. Gelingt ihr dies, könnte man Zschäpe eine Tatbeteiligung nachweisen.
Ich persönlich habe aber das Gefühl, das Zschäpe in jedem Fall verurteilt wird- auch auf Grund reiner Indizien (Indizien sind keine Beweise!). Zu sehr fühlt sich die Polizei und die Staatsanwaltschaft hier vorgeführt- und das mögen die nicht! Notfalls ergeht das Urteil wegen "Spuckens auf den Gehweg" - Fünfzehn Jahre bis lebenslänglich!!