Autor Thema: Wohin im Krankheitsfall ohne Krankenversicherung?  (Gelesen 3751 mal)

morfois43

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Wohin im Krankheitsfall ohne Krankenversicherung?
« am: 21. Mai. 2012, 16:06:17 »
Schätzungsweise 60. 000 Menschen ohne Krankenversicherung gibt es in Deutschland. Der Grund: die Versicherungspflicht. Wer nach dem 01. April 2007 in die Gesetzliche Kasse zurück will, muss Beiträge nachzahlen – rückwirkend bis zu diesem Stichtag. Dabei werden ausgerechnet diejenigen ausgeschlossen, die der Gesetzgeber durch die Versicherungspflicht zurück ins System holen wollte: kleine Selbstständige, arme Rentner, junge Menschen, die nach der Familienversicherung aus dem System gefallen sind.

Von den 140.000 Rückkehrern in die Gesetzliche Kasse, müssen 110.000 nachzahlen – das sind 80 Prozent. Viele landen dann bei den Schuldenberatern. Der Grund: Die Kassen könnten zwar, laut Sozialgesetzbuch Nachforderungen erlassen – tun es aber nicht! Die Erfahrungen sind so, dass sich die Kassen auf nichts einlassen. Die minimale Rate pro Monat ist 100 Euro. Für einen ALG II-Empfänger sind die Sätze unmöglich zu zahlen. Und das Problem ist auch noch, das pro Monat ein Prozent Säumniszuschlag anfällt. Und die Kassen bleiben, trotz Milliarden an Überschuss, hart.

Eine (mögliche) Lösung: Schuldenschnitt

In Zeiten in denen sie Milliardenüberschüsse erwirtschaften, fordern sie dennoch 500 Millionen Euro von ihren Rückkehrern, also von denen, bei denen sowieso nichts zu holen ist. Das ist unsinnig, weil alle wissen, dass die Betroffenen diese Rückstände nie begleichen können. Gesundheitsfachleute fordern daher einen Schuldenschnitt, der die Kassen dazu verpflichtet, auf die Rückständigen Beiträge zu verzichten, damit sich die Menschen wieder versichern können. Ändert sich nichts, wachsen die Beitragsrückstände weiter und werden zu einer immer größeren Hürde auf dem Weg zurück in die Krankenversicherung.

Eine Möglichkeit: medinetz – Hannover

Das MediNetz Hannover wurde 1998 unter dem Namen „Medizinische Flüchtlingssolidarität Hannover gegründet, um ein lokales medizinisches Versorgungsnetz für Menschen ohne Papiere und Krankenversicherung aufzubauen. Es ist eine antirassistische Initiative, die nichtstaatlich und unabhängig von Kirchen, Parteien und anderen Organisationen arbeitet.

MediNetz Hannover arbeitet mit Ärztinnen und Ärzten zusammen, die sich bereit erklärt haben, eine qualifizierte Behandlung anonym und kostenlos durchzuführen. Dafür gibt es einmal die Woche eine Sprechstunde. Während dieser Sprechstunde können Menschen mit gesundheitlichen Problemen kommen, die dann einen Arzttermin erhalten.

Neben der Vermittlung medizinischer Hilfe soll die Hauptaufgabe sein, eine breite Öffentlichkeit für die Problematik „Menschen ohne Gesundheitsversorgung“ zu erreichen und auf politischer Ebene die Abschaffung ausgrenzender Sondergesetze zu einzufordern. Ziel ist es, dass von staatlicher Seite eine Versorgungsstruktur etabliert wird, die die Arbeit von MediNetz überflüssig macht und jedem Menschen einen Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglicht.

Das MediNetz Hannover ist Bestandteil eines bundesweiten Netzes von nicht-staatlichen Anlaufstellen. Sie nennen sich Medibüros, MediNetze oder Medizinische Flüchtlingshilfen und sind meist in Form von spendenfinanzierten, eingetragenen Vereinen organisiert. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen dieser Stellen vermitteln die PatientInnen an Arztpraxen, PsychotherapeutInnen, Hebammen und PhysiotherapeutInnen – bei Bedarf in Einzelfällen auch an Kliniken.

Mittlerweile gibt es über das gesamte Bundesgebiet verteilt solche Einrichtungen in 25 Städten.

Adresse Hannover:
MediNetz Hannover
c/o Kargah – Flüchtlingsbüro
Zur Bettfedernfabrik 3
30451 Hannover
Tel. 0511 / 215 3031 oder 0176 / 811 196 54
Der Anrufbeantworter wird außerhalb der Sprechzeiten täglich abgehört. Wir rufen gerne zurück!
E-Mail: medinetz-hannover@gmx.de
Internet: http://www.medinetz-hannover.de

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Straßenbahnlinie 10 (Richtung Ahlem), Haltestelle „Leinaustraße“ 

Sprechzeiten: jeden Montag von 17.30 Uhr bis 19.00 Uhr.

Quelle: mit Material der Seiten www.aerztederwelt.org , www.medibueros.m-bient.com  und www.daserste.de/plusminus