Lesung im Stöber-Treff
Seemannsgarn
Eine Lesungsreihe von Peter Kewitsch aus seiner Geschichtensammlung
„Briefe an die Lieben daheim“
Die neue Bühne im Cafébereich des Stöber-Treffs wurde im Herbst/Winter durch drei Lesungen von Peter Kewitsch (30.09., 28.10., 25.11.2010, in der Zeit von 18.00 -19.30 Uhr) eingeweiht. Sie wurde dadurch maritimer Schauplatz der Reiseberichte des Forschungsreisenden. Hierbei handelt es sich um heiter vergnügliche, lehrreiche aber auch nachdenklich stimmende Kurzgeschichten.
Peter Kewitsch hat als Elektroingenieur vom Forschungsinstitut für Geowissenschaften auf vielen Forschungsschiffen (z. B. Meteor, Polarstern, Sonne, Marion Dufresne) die Weltmeere bereist. Verantwortlich für die Wartung und Entwicklung von Messgeräten hat ihn nicht nur die Technik fasziniert. Sein Interesse galt auch den Menschen mit ihren kleinen alltäglichen Erlebnissen, die er in vielen Ländern kennen gelernt hat.
Den Start im September begleiteten die Bezirksbürgermeisterin Edeltraut-Inge Geschke mit einer warmherzigen Eröffnungsrede sowie Lida Froriep und Martin Wolf mit Gitarren- und Gesangseinlagen.
Die Bezirksbürgermeisterin und der Vinnhorster Autor kennen sich gut: Sie sind Gründungsmitglieder der Vinnhorster Kulturgemeinschaft.
War das Motto des Starts im September noch die Südsee endeten die letzen Geschichten aus eher eisigen Forschungsgebieten auf einer „antarktischen“ Bühne.
Dabei hatte sich der Besucherstrom vervielfacht. Die Lesung war so beliebt geworden, dass im November die Sitzplätze schon kaum mehr ausreichten.
Die Geschichten erzählten von Orten rund um den Globus, von Erlebnissen auf den wichtigsten Forschungsschiffen Deutschlands. Von seinen Aufgaben, alternative Energiequellen zu erforschen, Entwicklungshilfe zu leisten und sich meist um die hochsensiblen Messgeräte an Bord, an Land und unter Wasser zu kümmern. Vor allem aber zeugten die Erzählungen von seinem Alltagserleben, von sehr menschlichen Erfahrungen jenseits der Technik.
Und so erfuhr der Zuhörer u. a., dass
- Peter Kewitsch auf den Philippinen beim illegalen Wetten auf einen Außenseiter im illegalen Hahnenkampf neben dem Dorfpolizisten gefiebert und mit dem Wettgewinn einen Freund fürs Leben gewonnen hat
- wilde Hunde auf Hawaii auch mal Bäume und Beine verwechseln
- Korallen eigentlich Hochhäuser zu Wasser sind
- Seeleute bei der Überquerung des Äquators auch heute noch „lebensgefährliche Strafen“ aus dem Meer überstehen müssen, wenn sie blasphemische Äußerungen über die Meeresgötter wagen
- einem auch mal das Herz schneller schlagen kann, wenn man in der Antarktis von einem Ausflug auf einem Motorschlitten wiederkommt und das eigene Schiff vor einem schwimmenden Eisberg fliehen musste
- verschiedene Sprachen zu unkontrollierbaren Heiterkeitsanfällen führen können, wenn technische Ausdrücke in der Sprache der Anderen klingen wie Ausdrücke, die man in der eigenen Sprache nach Knigge nicht verwenden darf; man forsche z. B. nach einer englischen Vokabel, die man statt „Fahrtleiter“ verstehen könnte
- man auch am Sambesi Etiketten sorgfältig lesen sollte, da auch in verstaubten Dorfsupermärkten teuerstes Olivenöl verkauft wird ,- und so hat der Autor für ein geplantes Weingelage versehentlich nicht 50 l Wein liefern lassen sondern genug Öl für 10 Jahre Kochen auf der MS VALDIVIA
- das auf Forschungsreisen Menschen zu „Überwinteren“ werden können.