WTM-Projekt zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) 2022:

Riesiger Altkleiderberg in dem Stöber-Treff Werksmeile (STWm)

Wie jedes Jahr im November nimmt der WTM wieder mit einem Projekt an der der Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) teil. Das Motto der EWAV 2022 lautet „Nachhaltige Textilien: Wiederverwendung statt Verschwendung“. Wer vom 23.11.2022 bis zum 26.11.2022 in den Stöber-Treff Werksmeile kommt, findet sich in der großen Verkaufshalle vor einem riesigen Berg von Altkleidern in einer „Wüste“ aus echtem Sand wieder.

Der Berg aus Altkleidern, zusammen mit zahlreichen Gästen, begleitenden Veranstaltungen, Filmbereich und umfassenden Informationsmaterialien ist der Beitrag des WTMs zu der diesjährigen Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV). Die Installation, man könnte es auch Mahnmal nennen, hat ein Ausmaß von 18 Metern in der Länge, ca. 4 Metern in der Breite und etwa ebensolcher Höhe. Ein Mahnmal gegen: ungezügelten Konsum, gegen grenzenloses Profitstreben, gegen Ausbeutung, Ressourcenverschwendung, Umwelt- und Klimazerstörung.

„Das Thema Textilien liegt uns besonders am Herzen“

Das sagt Astrid Schubert. Sie ist Geschäftsführerin des WTMs. Der WTM bietet in drei seiner vier Stöber-Treffs (Sozialkaufhäuser) gebrauchte Kleidung zu sehr günstigen Preisen an. Täglich werden von WTM-Mitarbeiter*innen Kleiderspenden sortiert. Hier lernt man schnell gute von schlechter Qualität zu unterscheiden. Design, Form und Farbe stimmen bei hochwertigen Textilien aus natürlichen Rohstoffen auch noch nach vielen Jahren. Billigware ist oft zu 100% synthetisch. Die Sachen sind schnell knittrig, ausgefranst und formlos. „Die Dinge, die wir in unseren Kaufhäusern verkaufen, sind alle von guter Qualität und in gutem Zustand. Da die Sachen bereits mehrfach gewaschen worden sind, sind mögliche Schadstoffe bereits ausgewaschen,“ erklärt Frau Schubert und fügt hinzu: „Das meiste, was irgendwo Mal billig gekauft wurde, können wir nicht mehr gebrauchen. Das will niemand mehr haben.“

T-Shirt für fünf Euro sind ein soziales und ökologisches Desaster

Die Herstellung eines einzigen T-Shirts verbraucht ca. 2700 Liter (1) Wasser. Es ist schlicht Ressourcenverschwendung wenn gerade Billigprodukte dann bei schlechter Qualität schon nach einigen Waschgängen unansehnlich werden und schlicht nicht mehr tragbar sind. Das allein ist schon enorm unökologisch. Es kommen aber noch weitere Belastungen hinzu: der Einsatz von Chemie und die Verwendung vieler nicht oder schwer recycelbarer synthetischer Materialien (die können oft nur noch umweltbelastend verbrannt werden), globale Transportwege und Verpackungen. Das gilt nicht ausschließlich für T-Shirts, sie sind hier beispielhaft genannt. Das gilt für alle Textilien.

Fast Fashion und Ultra Fast Fashion mit Milliardengewinnen

Einst gab es in der Modebranche vier neue Kollektionen im Jahr. Inzwischen gibt es Bereiche in denen es bis zu 52 Kollektionen (2) sind. Viele von ihnen werden nur noch über den Online-Handel vertrieben. Diese für Investoren und Aktionäre trotz Niedrigstpreisen hochprofitable Industrie geht neben der Umwelt und dem Klima besonders auch zu Lasten der Menschen, die in dieser Branche in den Herkunftsländern beschäftigt sind: fehlende Menschenrechte, unzureichende Arbeitsrechte, schlechte Arbeitsbedingungen, fehlender oder mangelhafter Gesundheitsschutz, Organisationsverbot, unbezahlte Überstunden, Lohn, der trotz hoher Stundenzahl (z.B. 72h/Woche) (3) nicht zum Leben reicht, Mobbing, Kinderarbeit, keine Schulbildung.

Die Entsorgung wird zu einem immer größeren Problem

Viele der in Deutschland anfallenden Altkleider landen oft in ärmeren europäischen Ländern, wo sie trotz Gesundheits- und Umweltgefahr, aufgrund der Chemikalien und synthetischen Materialien   (4), von Menschen zum Heizen ihrer Wohnungen verfeuert werden (5). Oder sie landen als meterhohe Kleiderberge auf sandigen Plätzen in Afrika (6), wo sie zu Kilopreisen verkauft werden oder die Umwelt verschmutzen.

Bewusst alternativ konsumieren

„Wer sich für eine gerechtere und umweltbewusstere Welt engagieren möchte, kann das ganz konkret tun, indem er immer wieder sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinterfragt und anpasst, erklärt Frau Schubert und verweist damit nochmal auf die aufklärende Funktion der jährlich stattfindenden Europäischen Woche der Abfallvermeidung.

Abschließend lädt sie alle Hannoveraner*innen zu einem Besuch in die WTM-Stöber-Treffs ein: „Hier gibt es unter dem Motto: „Gebrauchtes neu erleben“, neben Textilien (außer im Stöber-Treff Sahlkamp) auch noch viele andere tolle Sachen zu entdecken.“

(1) https://klassewasser.de/content/language1/html/9252.php (zuletzt abgerufen am 02.11.2022)

(2) https://www.youtube.com/watch?v=L4L9pRbD1ms&t=1s (ZDF-Doku: Vom Klamotten-
Kaufrausch zum Altkleider-Müllberg: Warum Recycling bei Fast Fashion nicht klappt (zuletzt     
abgerufen am 25.10.2022)

(3) https://www.bmz.de/de/themen/textilwirtschaft (Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, zuletzt abgerufen am 25.10.2022)

(4) https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/
produktbereiche/mode-und-textilien (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare
Sicherheit und Verbraucherschutz, zuletzt abgerufen am 03.11.2022)

(5) https://www.heise.de/tp/features/Von-Fast-Fashion-zur-Altkleiderflut-6120675.html?seite=all
(Telepolis: Von Fast Fashion zur Altkleiderflut, zuletzt abgerufen am 03.11.2022)

(6) https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/in-afrika-tuermen-sich-die-berge-von-altkleidern-
31594080.html (GEO: MÜLLKIPPE DES WESTENS, Minderwertige Altkleider: In Afrika werden
Kleiderberge zum Umweltproblem