Autor Thema: 21.12. Wintersonnenwende - Jul-Fest - Mutternacht - Weihnacht  (Gelesen 4125 mal)

Raven

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Wintersonnenwende
Am 21. Dezember feiern wir als besonders bedeutungsvolles Fest im Jahreskreis die Wiedergeburt des Lichtes. Nach einem halben Jahr, in dem die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger wurden, nimmt die Sonnenstrahlung wieder zu und bringt den Menschen Hoffnung und lebenserhaltende Kraft in der dunklen Zeit.
Im Herbst fielen die Blätter von den Bäumen, die Natur starb langsam ab, der Nebel und das nasskalte Wetter verdüsterte und erschwerte den Alltag. Die damit verbundenen Themen waren Rückzug, Dunkelheit, Stille und Tod.
Obwohl der Winter erst jetzt beginnt, werden die Tage wieder länger. In der Natur hat die Wende, die auch uns Wandlung verspricht, bereits stattgefunden.
Es ist die Zeit der Wiedergeburt des Lichtes und der Hoffnung. Nach langer Dunkelheit beginnt das Leben neu. Die Natur zeigt uns, dass es auch in Momenten der tiefsten Dunkelheit wieder weitergeht, dass es nie zu einem endgültigen Tod kommt.
Das wiedergeborene Licht gibt uns die Kraft, uns neu zu gestalten, weiter zu wachsen und wieder zu erblühen.

Heilige Nacht
Die Wintersonnwende ist eines der heiligsten Sonnenfeiern und findet am 21. Dezember statt. Sie bezeichnet die tiefste und längste Nacht des Jahres - wird deswegen auch MUTTERNACHT, althochdeutsch MODRANECHT, genannt. In dieser Nacht gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das wiedergeborene Sonnenkind. Diesen Mythos können Sie in allen Kulturen der Welt wiederfinden. Am deutlichsten manifestiert ist es bei uns in Weihnachten und dem Christuskind. Weihnacht ist ja nichts anderes als WEIHE-NACHT, ist gleich geweihte Nacht. Oder wie in vielen Weihnachtsliedern besungen "HEILIGE NACHT".

Das nordische Jul-Fest
Die "geweihten Nächte" verheißen das Wissen um die große Umkehr, um den Wiederaufstieg des Lichtes und um die Geburt des neuen Lebens. An JUL oder JOL - wie es in den nordischen Ländern genannt wird - ist die Dunkelheit gebannt, die Nächte werden kürzer und was tot schien und verloren, wird wieder erwachen. Den Höhepunkt der Dunklen Zeit bildet Jul, das Weihnachtsfest. In dieser längsten Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt.
Der Name JUL oder JOL hat einen ganz alten Bezug zu Odin.
Noch heute hat Odin den Beinamen "JOLNIR".
Seine wilden Ritte in der Winterzeit und zu den Rauhnächten mit dem wilden Heer und der Percht (der dunklen Seite der Göttin Holle) heißen "JOLAREIDI".
Das erinnert vom Wort her wiederum sehr stark an das alpenländische Jodeln..
"JUL" läßt sich nach Rätsch ethymologisch als "ZAUBER-" oder "BESCHWÖRUNGSFEST" deuten.
Und Odin war dann der JUL-ZAUBERER oder JUL-SCHAMANE - der "JULERICH".
 
Papst Hippolytos im Jahr 217
Aber es gab schon vor dem Christentum viele Kulturen, die zu dieser Zeit die Wiedergeburt der Sonne und des Lichtes feierten. Z.B. der Mithras-Kult, dann auch in Ägypten Isis und die Geburt des Horuskindes. Und immer wieder auch Dionysos, der im alten Griechenland als Erlöser und Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums galt. Mit der Ausbreitung des römischen Reiches wurde die Wintersonnwende dann zum römischen Staatsfeiertag ausgerufen als Geburtstagsfeier des "sol invictus" - der unbesiegbaren Sonne. Also auch die Idee einer Geburtstagsfeier zur Wintersonnwende war keineswegs eine Erfindung des Christentums.
Papst Hippolytos setze sich für den 25. Dezember als Tag der Christgeburt ein - im Jahre 217. Um 330 schließlich erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur römischen Staatsreligion und funktionierte den alten Sonnengott um in den neuen Christengott, der als "lux mundi" - als Licht der Welt - gefeiert wurde. In Deutschland wurde dieser Feiertag erst 813 anerkannt. Man sieht, daß dieses Fest einfach einen uralten Ursprung hat, der weit in die Mythenwelt unserer Vorfahren zurückreicht.

Heilungs-Mythos
Der Jahreskreis, der mit Samhain geendet hat, gebiert zu Wintersonnwende das neue Lichtbaby oder auch den neuen Jahreskreis-König. Das haben alle unsere Vorfahren so erlebt, weswegen auch alle Mythen immer wieder die gleichen Bilder tragen. Diese Bilder, Mythen und Märchen sind heilsam für unsere Seele. Sie drücken etwas aus, das wir wohl spüren können, auch wenn es uns nicht mehr so recht bewußt ist. Unsere Aufmerksamkeit ist ja wesentlich eingeschränkter als bei den früheren Menschen. Die damaligen Menschen sind sowohl mit der Natur als auch mit dem Kosmos viel verbundener gewesen als wir.

Depressionen und Lebensfreude
Und man darf nie vergessen, welche Existentialität mit dieser Wiedergeburt des Lichts verbunden war. Wir in unserer warmen Wohnung mit dem Einkaufszentrum neben an usw. - für uns hat der Winter seinen lebensbedrohlichen Charakter verloren. Die Existentialitäten haben sich für uns verschoben. Aber viele Menschen leiden auch gerade heute besonders in dieser Zeit an Depressionen, Melancholien, fühlen sich einsam usw. Auch das sind Auswirkungen der Dunkelheit. Und auch da kann man sich freuen, wenn die Sonne und vor allem ihre Lebensfreude wiedergeboren wird.
Und diese mythischen Bilder geben vor allem Hoffnung!

Quellen:
www.jahreskreis.at
www.jahreskreis.info
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.