Autor Thema: Mark T. Sullivan - Toxic (Der Biss - Das Feuer - Die Hölle)  (Gelesen 2524 mal)

Helluo Librorum

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Da das Buch sowohl ein Thriller als auch ein Krimi ist, habe ich es in beiden Kategorien eingestellt. :)

Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Mark T. Sullivan: Toxic (Der Biss - Das Feuer - Die Hölle)

Genre: Krimi / Thriller
Seiten: 461
Verlag: Fischer
ISBN-10: 3596660963
ISBN-13: 978-3596660964

Warnung! "Toxic" von Mark T. Sullivan macht seinem Namen wahrlich alle Ehren.

Ich liebe Bücher, wo nicht der Klappentext das Beste ist, sondern wo dieser lediglich ein Versprechen darstellt, das unverzüglich eingelöst wird. "Toxic" gehört ohne jeden Zweifel in diese Kategorie und entwickelt sich rasend schnell zu einem Pageturner schier ungeahnten Ausmaßes.

Nehmen sie sich am besten ein komplettes Wochenende Zeit für dieses Buch, ziehen Sie den Telefonstecker aus der Buchse, schalten ihr Handy aus, verdunkeln sämtliche Fenster und machen es sich bei Kerzenlicht düster-schaurig "gemütlich". Eine perfekte Kulisse für einen schockierenden bis teilweise verstörenden Plot, der sie herauszufordern vermag.

Sie dürfen mich gerne beim Wort nehmen, wenn ich ihnen spannende Lesestunden verspreche und ihnen zugleich prophezeie, dass ihnen am Ende dieses Buches der gleiche Gedanke kommen könnte wie es auch bei mir der Fall war: "Toxic" ist der Stoff Buch, aus dem Hollywood-Filme gemacht sind. Vielleicht findet sich ja tatsächlich eines Tages ein Regisseur, der sich dieser verlockenden Aufgabe annimmt.

Aber vielleicht sollte ich ihnen besser folgenden Rat geben: Bitte lesen Sie auf gar keinen Fall dieses Buch! Denn sollten Sie dies doch tun, werden Sie wahrscheinlich nie wieder Hoffnung darauf haben, einen Plot dieser Qualität zu finden. "Toxic" legt die Messlatte zumindest sehr hoch an. Aber vielleicht vermag es ja Mark T. Sullivan, sich selbst sogar noch zu übertrumpfen? Zuzutrauen wäre es ihm gewiss.

Was ist der wohl mit Abstand größte Kritikpunkt an Kriminalromanen? Richtig, dass die meisten von ihnen absolut berechenbar sind. Oft weiß der geübte Leser bereits zur Hälfte des Buches, wer der Mörder ist und ahnt auch relativ schnell das absehbare Ende voraus. Doch wenn Sie jetzt dem Glauben verfallen sein sollten, dass dies auch bei "Toxic" der Fall ist, muss ich ihnen leider widersprechen. Denn noch nie zuvor habe ich ein Buch gelesen, dass mich so sehr in die Irre geführt und im Dunkeln hat tappen lassen. Ständig meint man den Täter entlarvt zu haben, um bereits kurze Zeit später jemand anderen zu verdächtigen, daraufhin wieder einen alten Verdächtigen ins Auge zu fassen u.s.w. Auch das Ende weiß gekonnt zu überraschen.

Die Story:
Die Geschichte wird uns größtenteils aus der Sicht des Sergeant Moynihan erzählt. Dieser lebt auf einer schmucken Segelyacht, fährt einen Sportwagen und hat einen Schlag bei dem weiblichen Geschlecht. Er ist ein Mann um die 40 mit Ecken und Kanten und auf diese Art und Weise absolut herzerfrischend. Doch hat er es wahrlich nicht leicht im Leben. Die Frau, die er immer noch liebt, hat ihr Herz längst einem anderen Mann geschenkt, die Ehe ist bereits vor Jahren gescheitert. Sein Sohn trägt momentan auch so seine Probleme mit sich herum, fühlt sich von seinem Vater immer öfters im Stich gelassen, da dieser seine Zeit lieber mit dem Beruf verbringt. Beide sehen sich meistens nur noch auf dem Baseballfield, wo sie sich als Coach und Spieler begegnen. Auch seine eigene Kindheit muss Sergeant Moynihan im Laufe des Falles "nebenbei" aufarbeiten.

Es ist der wohl spektakulärste und zugleich gefährlichste Fall, den es in seiner Berufslaufbahn aufzuklären gilt. Die amerikanische Stadt San Diego wird von einer Welle bizarrer Sexualverbrechen erschüttert.

Nacheinander fallen drei Männer dem mysteriösen Killer zum Opfer. Es stellt sich als äußerst schwierig heraus, zu erkennen, was diese Opfer miteinander verbindet. Schnell scheint die Spur in die Kreise von gewissen sexuellen Gruppierungen zu führen. Homosexuelle? Gruppen-Sex? Oder doch etwas völlig anderes? Was die Ermittlungen zusätzlich erschwert ist der Bootsnachbar von Sergeant Moynihan, ein Journalist, der auch teilweise geheime Informationen zu seinem eigenen Vorteil veröffentlicht.

Alle Opfer befinden sich im besten Alter, werden nackt ans Bett gefesselt und auf langsame wie grausame Art und Weise dem Tode zu geführt. Werkzeug des Täters ist eine der giftigsten Schlangen der Welt. Genussvoll wird der Tod gesteuert und hinausgezögert, um am Ende den Tatort nicht verlassen zu haben, ohne geheimnisvolle Botschaften an der Wand zu hinterlassen. Was bringt einen Täter dazu, seine Opfer derart brutal zu foltern und zu ermorden? Welches gefährliche Feuer lodert in seinen Adern?

Diese Botschaften lassen dann auch auf einen religiös-motivierten Mörder schließen, der sich selbst als der Paulus aus der Bibel betrachtet, wie eine Expertin vermutet. Aber kann eine archaisch-christliche Sekte im ländlichen Alabama zum Täter führen? Oder befindet sich Sergeant Moynihan mal wieder auf der fäsche Fährte?

Fakt ist, je näher er dem Täter auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es. Die Frage könnte auch heißen: Wer ist hier Katze und wer Maus? Muss unser sympathischer Held vielleicht sogar selbst um sein Leben fürchten oder schafft er es, dem Mörder rechtzeitig entgegenzutreten?


Schauer laufen einem schier über den Rücken ob der erschreckend realistischen Schilderung der Morde. Beinahe fühlt man sich, als würde man selbst hilflos im Bett liegen und seinem eigenen Tod ins Auge blicken. Man spürt schon fast das unbändige Verlangen in sich, zum Telefonhörer zu greifen, den Notruf zu wählen und um ein Serum zu bitten. Oder man legt nervös das Buch zur Seite und durchsucht die komplette Wohnung nach einer Schlange. Klingt merkwürdig? Das kann ich gut verstehen. Aber vielleicht verstehen Sie es auch schon sehr bald?!

Schlussendlich kann man sagen, dass "Toxic" ein höchst genialer Thriller / Krimi ist, der auch mir drastischen Sex- und Gewaltszenen zu überzeugen weiß und nichts für zartbesaitete Nerven ist. Und dass ein solches Buch mal nicht Genretypisch mit nahezu pausenlosen Schießorgien auffährt, ist in meinen Augen ein weiterer entscheidender Pluspunktes dieses Werkes.

Mark T. Sullivan schenkt uns einen fast kostenlosen Einblick in die Abgründe menschlicher Fantasien, Triebe, Gewalt und Perversionen.

P.S.: Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr!  ;)

« Letzte Änderung: 10. Feb. 2012, 10:18:11 von Helluo Librorum »
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