Autor Thema: Ein Kommentar zur Europawahl  (Gelesen 488 mal)

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Ein Kommentar zur Europawahl
« am: 27. Mai. 2019, 10:43:57 »
Was hat die Europawahl gebracht?

Zuerst einmal eine größere Wahlbeteiligung. Damit haben viele Menschen gezeigt,
dass sie die politische Landschaft nicht alleine den extremen Parteien überlassen wollen.
Dennoch: in einer Tageszeitung hieß es heute früh „Flüchtlingskrise vor Klimaschutz“.
Obwohl die Grünen in Deutschland, Frankreich und einigen anderen Ländern gut abgeschnitten
haben, scheint den meisten Menschen die Lösung der Flüchtlingskrise wichtiger als das
konsequente Verfolgen einer Strategie gegen den Klimawandel. Das jedenfalls legt das
Wahlergebnis nahe. Die Menschen fühlen sich von den Flüchtlingsströmen bedroht, nicht
aber vor den Folgen des Klimawandels. Wir glauben, dass wir hier in Europa in weitgehend
stabilen Verhältnissen leben. Und vermutlich wird auch ein um 2 Meter steigender Meeresspiegel
Europa nicht komplett Unterwasser setzen. Wahrscheinlich können sich die Menschen hier gar
nicht vorstellen, dass sie eines Tages auch Mal auf der Verliererseite stranden.

Wenn man aber die Flüchtlingskrise (die in anderen Teilen der Welt noch viel schärfer ausfällt)
und die Klimakrise als zwei global zu lösende Aufgaben richtig einordnet, ist die Flüchtlingskrise
in Europa durchaus koordiniert zu führen. Das würde noch viel besser klappen, wenn nicht immer
wieder Länder aus der Gemeinschaft ausscheren würden und keine Flüchtlinge aufnehmen.
Nach dem Motto: unsere Gesellschaft verträgt diese fremden Kulturen nicht.

Anders ist es bei der Klimakrise, da ist das nämlich nicht so einfach. Um das in den Griff zu
bekommen, müssten weitaus mehr Anstrengungen unternommen werden. Bisher gibt es
auf den Klimagipfel gut Ansätze, die dann aber nur halbherzig oder gar nicht umgesetzt werden.
Deutschland ist hier wahrlich kein Vorbild. Es zeigt sich, dass die Menschen kurzsichtig
geworden sind für die größeren Probleme (die uns immerhin alle angehen) und sich nur
noch um die Dinge kümmern, die sie (scheinbar) gegenwärtig und direkt betreffen.

Diese Haltung kritisieren junge Menschen zunehmend. Das ist gut. Denn, es ist höchste Zeit, dass sich
die nachfolgenden Generationen nicht mehr vorschreiben lassen, was für sie vermeintlich gut ist und was nicht.

Dass die Wahrnehmung grundsätzlich so verzerrt ist, liegt auch daran, wie über Flüchtlinge – weniger über
Fluchtursachen (leider), in der Politik und auch in vielen Medien gesprochen, respektive berichtet
wird. "Populisten" wissen das gut für sich zu nutzen.

Stattdessen müsste viel mehr an das Gerechtigkeitsgefühl, an die Menschlichkeit und an die Solidarität appelliert werden.
Deutschland ist nach dem zweiten Weltkrieg auch nicht aus eigener Kraft (man möchte es wohl nur zu gerne glauben)
zu der wirtschaftlichen Macht geworden, die es heute darstellt.

Ein bisschen mehr Bescheidenheit, Weitsicht und Akzeptanz einer sich schnell wandelnden Welt täte uns allen gut.
Gerade auch, was die Klimakrise angeht, denn sie steht schon zu einem nicht unerheblichen Teil als Ursache
(direkt und indirekt) für viele Flüchtlingsströme.
Nun ist mit der deutlich zugenommenen Wahlbeteiligung ein Zeichen in die richtige Richtung gesetzt worden.
Ein Anfang. Immerhin. Das alleine reicht aber noch nicht.




« Letzte Änderung: 27. Mai. 2019, 10:52:57 von Redakteur »