Autor Thema: Siegel: Was steckt dahinter? (1)  (Gelesen 1810 mal)

Joe Cool

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Siegel: Was steckt dahinter? (1)
« am: 14. Aug. 2012, 14:21:40 »
Information > markt > Sendung vom 30. Juli 2012


Laut einer Studie der Fachhochschule Münster entscheiden sich zwei von drei Käufern im Zweifel für ein Produkt mit einem Siegel. Die Verbrauchersendung „markt“ hat sich solche Siegel und Schriftzüge genauer angeschaut.

Aus dem undurchsichtigen Dschungel der Siegel haben wir die sieben Siegel herausgesucht, die unserer Meinung nach kein Mensch braucht. Heute geht es zunächst um die Plätze sieben bis fünf (Fortsetzung folgt).

„Geprüfte Spitzenqualität“
Auf Platz sieben rangiert das Label „Geprüfte Spitzenqualität“. Wir finden es auf Wurstwaren bei EDEKA. Was wir bereits wissen: Prüfen müssen Lebensmittelkontrolleure immer, sonst darf erst gar nicht verkauft werden. Was sagt das Siegel also noch aus? Britta Klein vom aid-infodienst ist skeptisch: „Es unterscheidet sich damit nicht von einem anderen Produkt, sondern der Grafiker, der die Werbung für das Produkt gemacht hat, hat eben so ein Siegel konstruiert.“

EDEKA sagt, man würde durch die Fachabteilungen mehr prüfen als vorgeschrieben sei, zum Beispiel auf Geruch und Geschmack. Ob das Fleisch aber tatsächlich aber besser ist als anderes, zum Beispiel nicht aus Massentierhaltung stammt, sagt uns das Siegel nicht. Fakt ist: Die Hersteller dürfen es einfach verwenden. Beim Einkaufen helfen solche Siegel also wenig weiter.

„Öko – Tex Standart 100“
Das Etikett „Öko-Tex Standart 100“ ist auf zahlreichen Kleidungsstücken zu finden. Von uns befragte Verbraucher vermuten, dass es sich dabei um Textilien ohne Schadstoffe handelt oder dass sie für Allergiker geeignet sind oder gar auf dem gesamten  Produktionsweg keine Schadstoffe verwendet wurden. Aber das stimmt leider nicht ganz: Die Kleidung wurde zwar im Labor auf Schadstoffe untersucht und hält die gesetzlichen Vorgaben ein. Aber für die gesamte Produktionskette gilt das nicht. „Es ist eigentlich nur ein Label, das sagt, dass dieses Kleidungsstück schadstoffgeprüft ist. Während der Produktion sind aber eigentlich genauso viele Schadstoffe im Einsatz gewesen wie bei anderen Kleidungsstücken auch. Das heißt, alle, die an der Produktion beteiligt sind, sind oft extremen Gesundheitsrisiken ausgesetzt“, sagt Kirsten Clodius von der Christlichen Initiative Romero.

Öko-Tex versteht die Kritik nicht, denn das Siegel sei eine „Produkt“ – Zertifizierung. Da verstehen wir wohl unter „Öko“ etwas mehr.

„Marine Stewardship Council (MSC)“ (Siehe auch Artikel: “Gütesiegel auf Fischprodukten”)Die Meere werden in vielen Bereichen überfischt, um unseren Fischhunger zu stillen. Das Siegel verspricht nachhaltige Fischerei. Damit können wir im Supermarkt also ohne schlechtes Gewissen zugreifen. Am Geomar-Institut in Kiel sieht man das jedoch anders: Hier hat man sich MSC-zertifizierte Bestände mal genauer angeschaut. Etwa ein Drittel sei sehr wohl überfischt. Betroffen ist zum Beispiel der Seelachs aus der Nordsee. „Der wurde 2008 zertifiziert, dann leider zwei Jahre lang überfischt. Der Bestand ist geschrumpft. Inzwischen hat er sich so weit verkleinert, dass er an der Grenze ist, wo der Nachwuchs gefährdet sein könnte. Eigentlich hat er kein Siegel verdient“, meint Rainer Froese vom Geomar-Institut.

MSC widerspricht: Man habe eine andere Definition für Überfischung. Schade! Wir hätten dem Siegel so gerne vertraut.

Fortsetzung folgt …

URL: http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2012/0730/03_siegel.jsp

Autorin: Caroline Hoffmann