Autor Thema: Reisegedichte  (Gelesen 770 mal)

Globus87

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Reisegedichte
« am: 07. Mär. 2018, 09:02:03 »
Die Poesie des Reisens

Wenn du reist auf fernen Wegen,
möge dir der fremde Schein
wie ein Sonnenstrahl bei Regen,
wie ein Regenbogen sein.

Krone deines Weltumkreisens,
wenn du von zuhause fliehst,
ist die Poesie des Reisens
in dem Schönen, das du siehst.

Aber schau in jede Richtung,
auch wenn es dir nicht gefällt,
dann verstehst du die Gewichtung
der Probleme dieser Welt.

Zeig Verstand bei deinen Reisen,
zeig Gefühl und auch Respekt,
dann kannst du als Gast beweisen,
welche Seele in dir steckt.


Im Banne fremder Fluren

Schon wiederholt kam ich nach Hause
und dachte mir: „Jetzt ist mal Pause!
Ich bin genug geflogen
und um die Welt gezogen!“
Bald merkte ich: „Wie schade,
ich war so gern Nomade
auf meinen weiten Touren,
im Banne fremder Fluren.“
Dann holte ich mir den Prospekt
für Reisen, was die Träume weckt.
Am Anfang der Broschüre
war schon die Eingangstüre
zu fernen Reisezielen,
die mir so sehr gefielen.
Ich blätterte auf Seite acht
und sah den Zauber und die Pracht
von einem traumhaft schönen Ort.
„Mensch!“, dachte ich mir, „Nichts wie fort!“


Madeira
(In der Bucht von Funchal)

Wo sanft im Hafen Boote schaukeln,
schleicht mir ein Kneipenlied ins Ohr,
und weiße Schäfchenwolken gaukeln
mir schwerelose Schiffchen vor.

Die Wellen tragen kleine Kronen
aus aufgewühlter Meeresgischt,
und viele kleine Lichter wohnen
im Hafen, wenn der Tag erlischt.

In allen Winkeln meiner Seele
macht sich ein tiefer Friede breit,
der Rotwein streichelt meine Kehle
und spannt der Träume Flügel weit.

Dann träume ich von tiefen Schluchten
und von Madeiras Blütenpracht,
von Bergen und den schönsten Buchten,
dann träume ich mich durch die Nacht.


Kubanische Gesichter

Von Havannas alten Wänden
fiel der Putz an allen Enden,
und das Salz der Meeresluft
würzte den Karibikduft.
Autos, fünfzig Jahre alt,
rollten über den Asphalt,
und auf der Karosserie
fuhr als Gast die Nostalgie.

Eine rassige Mulattin,
sie war nicht des Kummers Gattin,
zeigte ihre weißen Zähne
als Kontrast zur schwarzen Mähne.
Ihre Schönheit war utopisch
und ihr Lächeln sanft und tropisch;
mit gekonntem Wiegegang
promenierte sie entlang.

Ernest Hemingway, der Dichter,
liebte nachts Havannas Lichter,
Kneipen hat er auch geliebt,
weil’s dort Rum und Cocktails gibt.
Und nach Ernests eigner Wahl
hatte er sein Stammlokal,
wo er, Kubas Rum sei Dank,
manches Glas „Mojito“ trank.

Kuba: Zuckerrohr und Palmen,
Männer, die Zigarren qualmen,
weißer Strand, Tabakfabrik,
Rumba und noch mehr Musik.
Kuba, eingerahmt vom Meer,
du verströmst Karibikflair,
dort wo deine Früchte reifen
und an schönsten Küstenstreifen.


Inseln im Meer
(Die Kanarischen Inseln)

Inseln im Meer, aus Vulkanen entstanden,
von schäumenden Wogen des Meeres umspült,
wo einst die Guanchen ihr Heimatland fanden,
dort hab’ ich den Hauch des Passates gefühlt.

Inseln im Meer, mit Sonne gesegnet,
gekleidet im ewigen Frühlingskostüm,
dort bin ich Delphinen und Walen begegnet,
dort atmete ich eurer Blumen Parfüm.

Inseln im Meer, die südlichen Sterne
strahlten ihr Licht auf euer Gefild,
der Mond kam dazu mit seiner Laterne,
das Abendrot stimmte die Seele mir mild.

Inseln im Meer, einst komme ich wieder
und trinke Sangria, so tiefrot wie Blut,
dann rauscht mir die Brandung dort neue Lieder
im ewigen Rhythmus von Ebbe und Flut.


Am Nil
(Ägypten)

Wo einst Pharaonen wohnten,
dort bereiste ich den Nil,
alte Tempelmauern thronten,
und kein Tropfen Regen fiel.

Als die alten Tempel Thebens
dort am Nil entstanden sind,
war der Strom schon Quell des Lebens,
war Ägypten schon sein Kind.

Unser Boot glitt durch die Wellen,
und zwei Nubiern dunkler Haut,
zwei ganz schweigsamen Gesellen,
war die Reise anvertraut.

Für die grünen Uferstreifen
war der Nil der Lebenssaft,
denn er ließ dort Felder reifen
durch des Wassers ew’ge Kraft.

Doch dahinter, in der Ferne,
türmte sich der Wüstensand
und im Silberlicht der Sterne
wurde er zum Zauberland.

In den Dörfern schienen Lichter,
dort schlich heimlich Vater Schlaf,
wo er tausende Gesichter
und den Abendfrieden traf.

Und ein wundersames Schweigen
drang vom Nil mir in das Ohr,
die Gedanken tanzten Reigen
und das Mondlicht kroch hervor.

Ich erwachte früh am Morgen,
ruhig lag das Segelboot,
und ich fühlte mich geborgen
bei Kaffee und schlichtem Brot.

Dachte an Ägyptens Tempel
und so mancherlei Basar
mit Gewürzen, Duft und Krempel,
mit Orient, wie er stets war.


Aus dem Süden

In der Strandbar sitzen Leute,
etwa fünfzig, und die Meute
gibt sich wie die Creme der Creme,
man spricht Deutsch, und ganz bequem
lümmelt man auf seinem Hocker,
selbst der Spießer wird hier locker.
Nur zuhause trägt er Schlips,
hier verrülpst er seinen Schwips.
Man ist cool und sehr leger,
schließlich ist man ja hier wer.

Hinter jeder Sonnenbrille
lauert starker Urlaubswille.
Dieses Urlaubsabenteuer
ist der Höhepunkt für heuer.
Klar, es ist von kurzer Weil,
aber es ist einfach geil!

Irgendwo in deutscher Kühle
wartet schon die Arbeitsmühle;
und, bevor ich es vergesse:
Dort gibt’s wieder auf die Fresse!
Dort bist du der Arsch der Welt
und malochst für wenig Geld!


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