Autor Thema: Weihnachtszeit - Spendenzeit ...  (Gelesen 2232 mal)

morfois43

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Weihnachtszeit - Spendenzeit ...
« am: 13. Dez. 2011, 14:33:47 »
Hallo,

ich weiß - alle die hier beim WTM arbeiten, haben's nicht so dicke in der Geldbörse. Aber rollt nicht dem einen oder anderen von uns ein Tränchen über die Wange, wenn wir jetzt zur Adventszeit, einen Spendensammler mit klappernder Büchse in der Innenstadt sehen? Quillt uns nicht das Herz über, wenn wir da, wie jedes Jahr, frierende Lamas und Eselchen sehen?
Sind das nicht alles Unmenschen, die, angesichts solcher Bilder nicht die Brieftasche zücken, um dieser himmelschreienden Not mit ein paar Euro abzuhelfen? Nur ein paar Euro? Nein? Nicht mal ein einziger?? Ein einziger Euro, damit das zitternde, zottelige Eselchen mit den braunen Knopf-
augen nicht mehr frieren muß und für den Winter genug zu fressen hat??

Na, dann bleibt für das zitternde, zottelige Eselchen wohl nur das Bolzenschußgerät! Der Körper wird dann in eine 'Tierkörperverwertungsanlage' transportiert, wo der zottelige Leib und die braunen Knopfäuglein in einer riesigen Metallspindel zermahlen werden. Die Knochen werden dann zu Kosmetik und Seife verarbeitet, der Rest zu Tierfutter, mit dem riesige, fette Sauen gemästet werden. Schweine, mit niedlichen braunen Knopfaugen! Süße, pummelige, rosa Schweinchen! Habt ihr nicht ein paar Euro für diese Schweine? Nur ein paar Euro?

Ja, ja in der Welt der Spendensammler ist jedes Mittel recht! Die Emotionen werden angesprochen, mit Worten und Bildern. Gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, sind die Herzen und Geldbörsen weit offen. Aber wer weiß schon, wohin all das Geld wirklich fließt, das wir dem Sammler in der Fußgängerzone so bereitwillig in die Büchse stecken? Und auf wessen Konto landet die Spende, für Erdbebenopfer in Japan oder Haiti? Sehen die Bedürftigen tatsächlich was davon? Und wenn ja, in welchem Umfang? Und werden die Gelder auch sachgerecht ausgegeben?

Und was ist mit all den Tierhilfsorganisationen? Wieviel Hilfe kommt tatsächlich bei den Tieren an?
Die Antworten sind oft empörend und beschämend. Nicht immer sind es gemeine Abzocker, die sich gierig und hemmungslos an den Spendengeldern bereichern. Mancher Skandal um unterschlagene und/oder zweckentfremdete Gelder beginnt mit einem guten Willen für Menschen oder Tiere in Not. Aber schnell sind die Menschen, die solche Vereine gründen, mit Organisation, Verwaltung und Spendensammlung überfordert. Sie vertrauen das "Einbringen von Spendengeldern" dann professionellen Marketingagenturen an. Das ist dann oft der Anfang vom Ende...

Wer sich näher mit Praktiken unseriöser Spendenorganisationen- und Vereine beschäftigen will, dem sei die Seite www.charitywatch.de empfohlen. Dort findet man auch Listen mit Warnungen vor Abzock-Vereinen. Die Liste wird laufend aktualisiert.

Auf www.dzi.de/spenderberatung zeigt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen  welche Organisationen sich das Spendensiegel erworben haben. Auf der Homepage kann man dann die Höhe der Werbe- und Verwaltungsausgaben sowie Aussagen zur Werbung selbst und der Kontrolle einsehen.

Sicher, mancher interessiert sich nicht die Bohne dafür, was mit dem Geld passiert, das er in eine Spendenbüchse wirft. Hauptsache, das Gewissen wird, rechtzeitig zu Weihnachten, beruhigt. Aber vielleicht gibt es doch noch ein paar, denen es nicht gleichgültig ist...



morfois43

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Antw:Weihnachtszeit - Spendenzeit ...
« Antwort #1 am: 19. Jan. 2012, 13:18:54 »
Hallo,

sehr unerfreuliche Nachrichten gibt es von der Spendenfront. Wie das MDR-Magazin "Fakt" in seiner letzten Sendung vom Dienstag, 17.01.12 berichtet, haben die Vorsitzende der Vereine "Kinder in Not e.V." und "Deutsche Gesellschaft Tiere & Natur e.V." (Sitz in München) und ihr Sohn, Heidrun und Carsten Sch. gewerbsmäßigen Betrug und Untreue mit einem Schaden von mehr als fünf Millionen Euro gestanden. Die Taten datieren aus den Jahren 2002 bis 2004. Beide Vereine sind noch immer aktiv. Seit 2008 leitet die 46jährige Natascha Marquardt den Verein.

Die Staatsanwaltschaft München stellte nun fest:"Spätestens im Tatzeitraum (2004-2006) war der eigentliche Zweck der Vereine die Finanzierung des Lebensunterhaltes der Familie Sch., die über die Vereinsvermögen wie eigenes Vermögen verfügten. Nur etwa zehn Prozent der Gelder wurden  dem entsprechendem Vereinszweck gemäß verwandt."

Heidrun Sch. zog sich schon früh aus dem Vorstand zurück und lenkte die Geschäfte aus dem Hintergrund. Ihr Sohn Carsten führte die Buchhaltung. Er schloss oft mit den Vereinen direkte Dienstleistungsverträge ab und mühte sich nicht, die sittenwidrigen Geschäfte zu verschleiern: So stellte er willkürliche Beträge in Rechnung, die entweder in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung standen, oder komplett ohne Gegenleistung standen. Des Weiteren vermieteten sowohl Heidrun als auch Carsten Sch. unterschiedliche Grundstücke und Räumlichkeiten an die Organisationen. Dabei wurden Mieten berechnet, die meist weit über dem üblichen Preisniveau lagen. Einige der angemieteten Büroflächen und Grundstücke blieben von den Vereinen sogar komplett ungenutzt.

Der Skandal im Skandal kam nun mit dem Urteil: wegen gewerbsmäßiger Veruntreuung wurden Heidrun Sch. und ihr Sohn Carsten nun vom Landgericht München I. zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 50 000 bzw. 25 000 Euro Geldstrafe verurteilt!
Die kriminelle Millionenbeute muss die Familie nicht zurückgeben. In den Vereinen spielen Familienmitglieder wohl immer noch entscheidende Rollen, daher fordern die Vereine das Geld bisher auch nicht zurück.

Die Familie Sch. lebte jahrelang sehr komfortabel von den Spendengeldern ihrer Vereinsmitglieder: Fotos zeigen Heidrun S. in dicke Pelzmäntel gehüllt, vor ihren Limousinen- fröhlich in die Kamera winkend. Einen ganzen Wagenpark von Bentleys und Rolls Royce besitzen sie.

Verlierer sind wohl tausende enttäuschte Vereinsmitglieder, die mit ihren monatlichen Beiträgen das schamlose Luxusleben einer Betrügerfamilie finanziert haben. Und schließlich all die Kinder, denen der Verein eigentlich helfen sollte- es aber nicht tat. Oder die Tiere, deren Qualen gelindert werden sollten- was nicht passierte.

Hier hat sich auch wieder einmal die Justiz blamiert: Mit Bewährungsstrafen und verhältnismäßig kleinen Geldstrafen schreckt man solche, skrupellosen Täter nicht ab- man ermuntert sie!


   
« Letzte Änderung: 19. Jan. 2012, 13:22:51 von morfois43 »