Autor Thema: Nando Parrado - 72 Tage in der Hölle: Wie ich den Absturz in den Anden überlebte  (Gelesen 4118 mal)

Helluo Librorum

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Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Nando Parrado & Vince Rause - 72 Tage in der Hölle: Wie ich den Absturz in den Anden überlebte

Genre: Biographie / Schicksal / Erfahrung
Seiten: 320
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442154987
ISBN-13: 978-3442154982

Link zur Leseprobe:

http://www.amazon.de/72-Tage-H%C3%B6lle-Absturz-%C3%BCberlebte/dp/3442154987/ref=sr_1_20?s=books&ie=UTF8&qid=1380269148&sr=1-20#reader_3442154987

„Das Drama der Überlebenden des Flugzeugabsturzes fasziniert und schockt seit über 30 Jahren. Jetzt erzählt der Held der Geschichte, wie es wirklich war.“ (NZZ am Sonntag)

„Morgen geht die Sonne wieder auf und übermorgen und überübermorgen auch ... Blick nach vorn. Du hast eine Zukunft. Du hast ein Leben vor dir.“ (Nando Parrado)

„Ich gelobte mir selbst, dass ich nie vorgeben würde, diese Berge zu verstehen ... Die Regeln hier waren zu schonungslos und verwirrend ... Ich würde leben, als wäre ich bereits tot. Wenn ich nichts mehr zu verlieren hatte ... konnte mich nichts mehr vom Kämpfen abhalten; meine Ängste würden mich nicht mehr davon abhalten, meinen Instinkten zu folgen, und kein Risiko würde zu groß sein.“ (Nando Parrado)

„Der Tod hat einen Gegner, aber dieses Andere ist nicht das bloße Leben. Es ist nicht Mut oder Glaube oder der menschliche Wille. Die andere Seite des Todes ist die Liebe. Für einen kurzen magischen Moment lösten sich alle meine Ängste und ich wusste, dass ich mich nicht vom Tod beherrschen lassen würde ... Ich würde so lange gehen, bis ich keine Kraft mehr hätte.“ (Nando Parrado)

Im Jahre 1972 stürzte während eines schweren Schneesturms ein Flugzeug mitten über den Anden ab. An Bord befanden sich eine komplette Rugbymannschaft sowie einige ihrer Freunde und Angehörigen. Unter ihnen auch der Autor dieses Buches. Den furchtbaren Absturz überlebten nur 16 Menschen. Zu den ersten Todesopfern gehörten auch Parrados Mutter und seine jüngere Schwester, die er bis zu ihrem Tode in den Armen hielt.

Die Maschine war unglücklicherweise deutlich vom eigentlichen Kurs abgekommen. Die Passagiere bemerkten schnell, dass sie sich an einem Ort befanden, der von Suchmannschaften, auch per Flugzeug, kaum auffindbar sein dürfte, fernab jeglicher Zivilisation. Ohne die nötige Erfahrung oder Ausrüstung, mitten in der „Schneehölle“ des „ewigen Nichts“, ohne berechtigte Hoffnung auf Rettung befand man sich in einem wahr gewordenem Alptraum.

Als Nando Parrado und zwei weitere Überlebende eines Tages auf den in 5.000 Meter Höhe gelegenen Gipfel eines Berges stiegen um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was sich in Sichtweite der unmittelbaren Umgebung befindet, mussten sie mit großem Schrecken feststellen, dass da „nichts“ ist. So weit das Auge blicken konnte: nur Berge.

Die ohnehin bereits fast nicht mehr vorhandene Hoffnung sank noch weiter, als sie ein funktionstüchtiges Radio fanden, über das sie erfuhren, dass die Suchmaßnahmen bereits eingestellt worden waren.

Man blickte also immer mehr dem Tod ins Auge. Eines Tages entschlossen sich Nando Parrado und ein Freund von ihm, sich auf den Weg zu machen und Hilfe zu finden. Ihre wahrscheinlich einzige Chance lag irgendwo hinter dem unendlichen Eis und man war sich des Risikos absolut bewusst, dass man wahrscheinlich eher den Tod als die dringend benötigte Hilfe finden würde.

Manch einer kennt ja vielleicht schon die dem Buch vorangegangene Dokumentation, die bereits einige Male auf N24 wiederholt wurde. Selbst wenn man diese bereits gesehen hat, sollte man auch noch das Buch lesen, in dem man nicht nur einiges Neue erfährt, sondern die Geschehnisse auch wesentlich intensiver erlebt. Doch auch dem, der zuerst das Buch liest, sei unbedingt die Dokumentation zu empfehlen.

Es sollte sehr viele Jahre dauern, bis Nando Parrado endlich bereit war, sich diesen traumatischen Erlebnissen zu stellen und seinen Tatsachenbericht zu verfassen, auch wenn ihn in all den Jahren zuvor bereits viele Menschen darum gebeten hatten. 30 Jahre waren mittlerweile vergangen, aber er konnte sich noch daran erinnern, als wäre es erst vor wenigen Wochen oder Monaten passiert. Obwohl nach der Rettung viele Menschen Nando Parrado als Held gesehen haben, kam er selbst sich nie so vor. Doch Menschen wie Nando Parrado ragen aus der Masse heraus. Man erfährt in dem Buch natürlich auch, wie die Überlebenden wieder in ihr „normales“ Leben zurückgekehrt sind und wie sie diese schrecklichen Erfahrungen verarbeitet haben.

Nando Parrado erzählt mit viel Liebe zum Detail von diesen dramatischen Erlebnissen.
Man kann sich sehr gut in die Situation hineinversetzen und fühlt sich beinahe so, als würde man es selbst erleben.

Es ist eigentlich kaum vorstellbar, was die Gruppe durchgemacht hat. Wie nah sie alle dem Tode waren, beweist alleine schon, dass es eben nicht alle geschafft haben, dass mancher auch sein Leben in den Anden lassen musste. Dass es überhaupt Überlebende gab, grenzt bei den Begebenheiten wahrlich schon an ein Wunder. Nando Parrado beschreibt eindrucksvoll und authentisch, wie die Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankten. Interessant zu lesen ist auch, dass sich einige Personen unter diesen Umständen völlig gegensätzlich wie in ihrem „normalen“ Leben verhalten haben.

Die realen Geschehnisse werden derart einfühlsam erzählt, dass man regelrecht mit leidet. Das Buch könnte kaum bewegender geschrieben sein, es geht einem richtig unter die Haut.
Das Buch jagt einen durch eine Gefühlsachterbahn. Manchen Leser mag dieses Buch vielleicht sogar zu Tränen rühren. Es ist auf jeden Fall ein Buch, das einen auch nach dem Lesen noch beschäftigen wird.

Da man jederzeit wissen möchte, wie es weiter geht und ob es alles doch noch ein gutes Ende nehmen wird, würde man das Buch am liebsten an einem Stück durchlesen. Daher sollte man es vielleicht erst dann zur Hand nehmen, wenn man mal einen Tag lang wirklich die nötige Zeit und Ruhe hat, um sich ausschließlich diesem Buch zu widmen. Es zieht einen unweigerlich und von Beginn an in seinen Bann. Teilweise verschlägt es einem fast den Atem.

Man kann an verschiedenen Stellen des Buches auch etwas für sein eigenes Leben dazulernen. Es gibt einem den perfekten Anlass, einmal in sich zu gehen und ernsthaft darüber nachzudenken, was es im Leben wirklich braucht, um glücklich zu sein. Denn gerade in solchen Situationen begreift man sehr schnell, auf was es im Leben wirklich ankommt. Daher ist dieses Buch nicht nur eine Inspiration, sondern es kann einem auch zu einer neuen Lebenseinstellung verhelfen und somit sogar das eigene Leben nachhaltig verändern.

Wenn man dieses Buch liest, muss man sich wirklich eingestehen, wie unbedeutend doch fast alle unsere eigenen Sorgen und Nöte sind. Ganz egal, wie schlimm es momentan auch um einen stehen mag: Fast immer geht es eben noch (viel) schlimmer, von daher sollte man immer versuchen, auch in den schlimmen Momenten und Phasen unseres Lebens etwas Positives zu finden, an dem man sich festhalten kann. Man darf nie aufgeben und falls das Leben offenbar nicht mehr an einen zu glauben scheint, liegt es an einem selbst, an sich zu glauben und für sein Leben zu kämpfen.

So ist dies auch ein Buch für die Menschen, die selbst einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben und sich fragen, warum es ausgerechnet sie getroffen hat. Die Antwort darauf könnte man durchaus in diesem Buch finden, wenn man Parrados weisen Zeilen und Erkenntnissen denn folgen kann.

Manchmal ist das Leben leider schlimmer als die menschliche Vorstellungskraft. Diesen Beweis tritt nicht nur das Buch „72 Tage in der Hölle – Wie ich den Absturz in den Anden überlebte“ an. So stimmt dann auch wieder der altbekannte Spruch, dass die besten Geschichten noch immer das Leben selbst schreibt.

In Momenten bzw. Situationen wie dieser in dem Buch führt man schnell einmal einen Kampf mit sich selbst, wenn der drohende Tod immer mehr das geringere Übel zu werden scheint, der Geist, vor allem aber der Körper immer mehr bereit sind zu sterben.
Doch wenn man aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht und am Ende wirklich überlebt, dann fühlt man sich wie neugeboren und sieht das Leben mit völlig anderen Augen.

Es ist doch immer wieder aufs Neue erschreckend, wie sich das eigene Leben von der einen auf die andere Sekunde grundlegend verändern kann. Vor schweren Krankheiten oder Unfällen ist leider niemand von uns gefeit.

Was lässt einen 72 Tage voller Todesangst überleben? Das ist die entscheidende Frage und es gibt natürlich keine für alle Menschen gültige Antwort. Jeder hat seine eigene Motivation. Es ist auf jeden Fall faszinierend zu erfahren, zu welch körperlichen, vor allem aber auch geistigen Höchstleistungen der Mensch fähig ist, wenn es um nichts anderes als das blanke Überleben geht. Man kann, bzw. will es sich gar nicht vorstellen, wie groß die Not und die Verzweiflung sein muss, damit man sich wie in diesem Fall von den Leichen der Opfer dieser Katastrophe ernährt, um nicht dem Hungertod zu erliegen und die Chancen auf sein eigenes Überleben zu erhöhen.

Was ist der Mensch alles bereit zu tun, um angesichts des drohenden Todes zu überleben? Was wären wir selbst bereit, zu tun? Mit leichtem Schrecken denke ich da an die Filmreihe „SAW“, in der man von einer Sekunde auf die andere dazu gezwungen ist, sich innerhalb von Sekunden zu entscheiden, sich selbst oder anderen Menschen etwas Schlimmes anzutun, um zu überleben.

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.
;)
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill