Autor Thema: Bentley Little - Furcht  (Gelesen 3574 mal)

Helluo Librorum

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Bentley Little - Furcht
« am: 16. Aug. 2012, 08:55:57 »
Da das Buch sowohl ein Thriller als auch ein Horrorroman ist, habe ich es in beiden Kategorien eingestellt.  :)

Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Bentley Little - Furcht

Genre: Horror / Thriller
Seiten: 496
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-10: 3404157982
ISBN-13: 978-3404157983

Autor & Buch (Allgemeines)

Bentley Little wird nicht nur häufig mit Stephen King verglichen, sondern man liest sogar auf der Buchrückseite, dass dieser sein Mentor sei.

Beim Lesen fühlt man sich tatsächlich an einen jüngeren Stephen King erinnert. Wer also schon immer nach einem vergleichbarem Autor war, der könnte jetzt möglicherweise am Ende seiner Suche angelangt sein.

Bentley Little ist jedoch kein klassischer Horror-Autor. Bei ihm entsteht immer wieder ein Mix aus Horror und Thriller, wobei die Spannung eher durch den psychischen Aspekt erzeugt wird als durch die bildhafte Darstellung expliziter Gewalt.

„Furcht“ gehört zu einem der wenigen Bücher, wo der Inhalt auch das hält, was der Klappentext zuvor vollmundig versprochen hat.

Handlung

Zusammenfassung Teil 1 (Frei von Spoilern - Es wird nichts Wichtiges verraten!)


Ein junges Ehepaar namens Barry und Maureen zieht von Kalifornien nach Utah. Dort haben sie ihr neues Heim in einer geschlossenen Wohnanlage gefunden. „Bonita Vista“ scheint all das zu sein, von dem das Paar immer geträumt hat. Hier hoffen sie nicht nur Ruhe zu finden, die gerade Barry, der sein Geld als Schriftsteller verdient, so dringend benötigt, sondern sie möchten auch endlich eine eigene Familie gründen.

Mit der Vertragsunterzeichnung sind die beiden auch Mitglieder im Eigentümerverein geworden, der für die gesamte Wohnanlage verantwortlich ist und an dessen Regeln sie sich strikt zu halten haben. Was Barry und Maureen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ahnen: Die extrem umfangreiche Satzung des Eigentümervereins sorgt dafür, dass aus dem Leben in der Idylle schon sehr bald ein Alptraum wird. Denn wird gegen die nahezu unendlichen Regeln verstoßen, bleibt das definitiv nicht ohne Folgen.

Zusammenfassung Teil 2

(Achtung, Spoiler! Wer sich den Lesespaß nicht verderben möchte, sollte diesen farblich markierten Teil besser komplett überlesen!) ***** Aber für die "Neugierigen" unter euch...


Als Barry und Maureen von den ersten kursierenden Gerüchten rund um den Eigentümerverein hören, wollen sie es zuerst gar nicht wahrhaben.  Bis sie dann plötzlich selbst davon betroffen sind.

Anfangs noch unwissentlich verstoßen die beiden immer wieder gegen die Satzung, die selbst jede Kleinigkeit regelt. Ein eigentlich harmloser Hausflohmarkt gehört beispielsweise zu den ersten Ärgernissen, das die Vertreter des Eigentümervereins vorstellig werden lässt.

Mit der Zeit häufen sich dann die rosafarbenen Zettel, die von oder im Auftrage des Eigentümervereins an die Haustür geklebt werden, um auf einen Verstoß gegen die Satzung hinzuweisen. Wobei eine tote Katze im Briefkasten hierbei noch zu den eher harmlosen Reaktionen gehört. Wiederholter grober Ungehorsam kann recht schnell zu furchtbaren Konsequenzen führen. Die Verantwortlichen schrecken noch nicht einmal vor Folter oder Mord zurück.

Es werden auch hohe Anforderungen an die Menschen gestellt, die das „Privileg“ haben, in „Bonita Vista“ wohnen zu dürfen. Unverheiratet oder gar sexuell anders orientiert zu sein wird als unsittlich betrachtet.

Man sollte es kaum glauben, aber auch der Empfang von Besuchern ist in „Bonita Vista“ unerwünscht. Das müssen Barry und Maureen überraschend feststellen, als ihre Freunde nach einem Besuch plötzlich spurlos verschwunden sind.

Vor allem aber stößt man sich an zu großer Neugier auf. Wer seine Nase zu tief in die Angelegenheiten des Eigentümervereins steckt, lebt fortan in höchstem Maße gefährlich.

Die gesamte Wohnanlage wird angeblich zur Sicherheit ihrer Bewohner von unzähligen Kameras überwacht. Doch wie Barry und Maureen schon bald herausfinden sollen, hört deren Überwachung nicht vor der Haustür des eigenen Heims auf.

Einen Umzug als einzige Lösung anzusehen, klingt zwar erst einmal durchaus logisch und nachvollziehbar, aber dies ist nicht im Sinne des Eigentümervereins. Niemand verlässt „Bonita Vista“  - zumindest nicht lebendig!

In diesem Umfeld und unter diesen Voraussetzungen ist es nahezu unmöglich einzuschätzen, wem man überhaupt noch vertrauen kann. Selbst diejenigen, die man eigentlich für seine Freunde hält, könnten einen unter Umständen an den Eigentümerverein verraten.

Daher darf es wahrlich nicht verwundern, dass sich bisher fast niemand getraut hat, sich dem Eigentümerverein zu widersetzen. Die wenigen Mutigen, die es dennoch gewagt haben, hatten in der Regel noch nicht einmal mehr die Zeit, diese Entscheidung bitter zu bereuen zu.

Als Maureen erfährt, dass sie schwanger ist, beschließt Barry dann doch endlich aufzubegehren. Damit bringt er sich immer mehr in Lebensgefahr. Aber er hat nicht nur den Mut dazu, sondern auch einen gewagten Plan: Barry möchte die Vorsitzenden des Eigentümervereins mit ihren eigenen Waffen, der Satzung, schlagen!

So wird dann auch am Ende das Geheimnis, wer hinter dem mysteriösen Eigentümerverein steckt, gelüftet.


Charaktere

Die Charaktere sind gut gezeichnet, auch wenn sie nicht sonderlich in die Tiefe gehen. Aber das ist in diesem Genre ja auch nicht zwingend nötig. Gerade die beiden Hauptcharaktere wirken sehr authentisch und man kann ihr Denken und Handeln im Großen und Ganzen nachvollziehen, auch wenn die Menschen unterschiedlich sind oder jeder natürlich in solch einer Situation anders reagieren würde. Jedoch gibt es auch Momente, wo man eher ungläubig den Kopf beim Lesen schütteln wird.

Ich fand es besonders faszinierend, wie die beiden auf die Geschehnisse reagieren, als diese ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Aber der Spannung halber werde ich das an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Atmosphäre & Schreibstil

Bentley Little vermittelt den Horror des Alltags auf subtile Art und Weise. Er verschont seine Leser zwar vor allzu genauer Schilderung der grausigen Szenen, jedoch handelt es sich hierbei trotzdem um ein Buch, das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird, wie man es eigentlich gerne möchte.

Die furchteinflößende Atmosphäre vermag gekonnt zu fesseln und lässt einen beinahe glauben, dass einem die Geschehnisse selbst widerfahren. Man kann sich wunderbar in die beiden Hauptprotagonisten hineinversetzen.

„Furcht“ ist ein Pageturner, der über das gesamte Buch hinweg ein recht hohes Tempo aufweist und auch den Spannungsbogen nahezu ununterbrochen aufrechterhält. Es bietet dem Leser kurzweilige Unterhaltung und kann im Prinzip bedenkenlos empfohlen werden.
Das Ende entbehrt leider jedem Fünkchen Realismus, aber da dies nur einen äußerst geringen Teil des Buches betrifft, ist das für mich zu keinem großen Kritikpunkt geraten.

Nachbemerkungen

Ich verstehe das Buch vor allem als Gesellschaftskritik. In allen möglichen Bereichen gibt es Regeln, an die wir uns zu halten haben. Größtenteils völlig berechtigterweise, aber leider viel zu häufig auch völlig unsinniger Natur. Da können beispielsweise viele Kleingärtner oder Camper ein Lied von singen, was im Zusammenhang mit diesem Buch noch der beste Vergleich sein dürfte. Bentley Little beschreibt im Prinzip lediglich auf übertriebene Art und Weise den Wahnsinn des Alltags,

Es mutet schon erstaunlich an, was der Mensch sich alles gefallen lässt, bevor er eventuell einmal beginnt, sich dagegen zu wehren. Deutschland gilt ja leider nicht ohne Grund als das Land des Bürokratismus. Ob der Behördenwillkür und vieler schwachsinniger Vorschriften kann man doch eigentlich nur noch ungläubig den Kopf schütteln.

Aber wie fast immer im Leben ist es dann doch leider so, dass man als einzelne Person nur selten etwas ausrichten kann. Je mehr Menschen sich zusammentun, umso größer ist auch die Chance, dass sie gemeinsam etwas bewirken, die gewünschte Veränderung herbeiführen können.

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr! ;)




« Letzte Änderung: 16. Aug. 2012, 09:42:24 von Helluo Librorum »
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill