Autor Thema: Charlie Huston - Die "Joe-Pitt"-Vampirsaga  (Gelesen 3187 mal)

Helluo Librorum

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Charlie Huston - Die "Joe-Pitt"-Vampirsaga
« am: 21. Mai. 2012, 12:42:11 »
***** Da das Buch sowohl ein Krimi als auch ein Thriller ist, habe ich es in beiden Kategorien eingestellt. ***** :)

Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Charlie Huston: Stadt aus Blut (Band 1)

Genre: Thriller / Krimi
Seiten: 320
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453675274
ISBN-13: 978-3453675278

Charlie Huston: Blutrausch (Band 2)

Genre: Thriller / Krimi
Seiten: 320
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453433300
ISBN-13: 978-3453433304

Charlie Huston: Das Blut von Brooklyn (Band 3)

Genre: Thriller / Krimi
Seiten: 320
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453434188
ISBN-13: 978-3453434189

Charlie Huston: Bis zum letzten Tropfen (Band 4)


Genre: Thriller / Krimi
Seiten: 336
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453435125
ISBN-13: 978-3453435124

Charlie Huston: Ausgesaugt (Band 5)

Genre: Thriller / Krimi
Seiten: 416
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453435559
ISBN-13: 978-3453435551

Zitate

"Cool, blutig, hart muss ein Krimi sein, nicht wahr? Wenn Sie das auch so sehen, ist der Amerikaner Charlie Huston definitiv der richtige Autor für Sie." (Stern)

"Stadt aus Blut ist so blutig wie brillant - von einem der herausragendsten Thrillerautoren des 21. Jahrhunderts." (Washington Post)

"Der neue König der Blutsauger-Literatur!" (Stern )

"Charlie Huston hat dem alten Vampirgenre frisches Blut eingeimpft." (Entertainment Weekly)

"So etwas wie ein Speed-Metal-Gegenentwurf zu den faszinierend blutleeren Vampir-Bestsellern der amerikanischen Mormonin Stephenie Meyer." (Spiegel online )

Einleitung

Kleine Anmerkung vorab: Im Buch heißt es „Vampyr“ und „Vyrus“. In meiner Buchempfehlung schreibe ich jedoch „Vampir“ und „Virus“. Warum? Weil die Schreibweise mit dem „Y“ meinen Augen weh tut!

Normalerweise mag ich Geschichten über Vampire absolut nicht leiden. Denn diese scheinen in der heutigen Zeit leider nur noch speziell auf die Frauenwelt zugeschnitten zu sein. Ich will keine sexy Vampire, von deren Liebesleben erzählt wird. Ich will keiner schwulstigen Romantik ausgesetzt werden, sondern möchte mich beim Lesen gerne auch etwas gruseln. Da ich es nicht mehr für möglich gehalten hätte, dass ich mich jemals wieder für dieses Genre erwärmen könnte, muss ich dem Autor umso mehr dafür danken, dass ihm genau das mit seiner faszinierenden Vampirsaga gelungen ist.

Autor & Buch (Allgemeines)

Charlie Huston hat die besondere Gabe, die zu Recht hohen Erwartungen an ihn und seine Bücher immer wieder aufs Neue sogar noch zu übertreffen. Vor allem seine Buchreihen sind wahre Meisterwerke und innerhalb des jeweiligen Genres nahezu konkurrenzlos. Wohingegen seine „Stand-Alone“-Romane, mit Ausnahme von dem mir bereits empfohlenem „Das Clean Team“ im Vergleich leider deutlich schlechter abschneiden.

Bücher aus der Feder dieses Autoren sind irgendwie immer ziemlich abgedreht und somit definitiv nichts für zartbesaitete Gemüter. Doch wer damit keine größeren Probleme hat und erst einmal anfängt Charlie Huston zu lesen, der wird wahrscheinlich auch in Zukunft alle seine Werke regelrecht verschlingen. Denn sie machen einfach nur süchtig!

Dieses Buch ist anders als der Lesestoff von Anne Rice, Stephenie Meyer und die gängigen Klischees über Vampire – und das ist auch gut so! Quentin Tarantino hätte sicherlich seine wahre Freude an dieser Geschichte. Eins ist sicher: So eine Kriminalgeschichte haben Sie bestimmt noch nie gelesen!

Die Vampirreihe ist nicht nur Unterhaltung auf besonders hohem Niveau, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes ein „Leckerbissen“. Und einmal mehr ist es ein Titel, der sich die Bezeichnung „Pageturner“ mehr als verdient hat.

Handlung:

Achtung Spoiler! (Wer sich den Lesespaß nicht verderben möchte, sollte diesen Part vielleicht gänzlich überlesen)

Vampire treiben ihr nächtliches Unwesen in Manhattan und lauern auf ihre nächsten Opfer. Von einem mysteriösen Virus befallen sind sie dazu verdammt, menschliches Blut zu trinken, um ihr eigenes Über“leben“ zu sichern. Die Weltstadt New York wurde ähnlich der Strukturen der Mafia in fest definierte Gebiete unter den Clans aufgeteilt. Damit einher gehen die unvermeidbaren Machtkämpfe, in die auch  unser Antiheld namens Joe Pitt verstrickt ist. Dieser mutet quasi als ein Privatdetektiv an. Als neutraler Vampir, der sich keinem Clan angeschlossen hat, wird er überall geduldet – mal mehr, mal weniger. Denn auch Joe hat natürlich seine eigene Geschichte, seine ganz spezielle Vergangenheit. Und jemand mit seiner Persönlichkeit hat auch so einiges an Feinden angesammelt. Aber da gibt es auch Evie, der er sein ansonsten nur nach Blut gierendes Herz geschenkt hat. Aber wer glaubt, dass sei nichts anderes als einmal mehr eine Liebesgeschichte, der irrt derart gewaltig, wie es überhaupt nur möglich ist.

Die Vampire sind „Dank“ eines Virus zu dem geworden, was sie sind. Und das Virus ist es, was sie nach Blut dürsten lässt. Dabei bleiben sie in ihrer menschlichen Gestalt, bekommen weder eine blasse Haut noch spitze Eckzähne. Letzteres macht es natürlich nicht sonderlich leicht, an frisches Blut zu kommen. Je mehr Blut man getrunken hat, umso kräftiger wird man und umso weniger Blut man getrunken hat umso schwächer wird man, im Extremfall wahrlich dem Tode nah.

Zitat aus dem Buch: (im Bezug auf eine Art „Van Helsing“ / Vampirjäger) „Wenn der Bursche dann mit Weihwasser, Knoblauch und Kruzifix ankommt, kein Problem. Weihwasser macht uns nass, Knoblauch gibt Mundgeruch und ein Kruzifix sind zwei Stecken, an die ein Typ genagelt ist. Nichts besonderes.“

Die Probleme beginnen erst richtig damit, dass Joe einen neuen Auftrag bekommt. Er soll ein „verlorenes Schaf“ wieder zu seiner „Herde“ führen, sprich ein prominentes und reiches Ehepaar sucht nach seiner Tochter. Was zuerst mehr als harmlos klingt, ist aber tatsächlich der erste Schritt in ein riesengroßes Desaster. Danach überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und Joe`s Leben mutiert zu einem wahr gewordenem Albtraum. Wird es ihm möglich sein, auch diesen mysteriösen Fall zu lösen? Dumm nur, dass es zwischendurch zu akuten Problemen mit seinen Blutvorräten kommt. Denn die kosten ihn wie bereits erwähnt auch einiges an Substanz.

Da er weder Geld noch Blut hat, sieht sich Joe dazu genötigt, die Society in Form von Terry Bird um Hilfe zu bitten. Dieser bietet ihm bereitwillig einen Job an und beauftragt ihn, Ermittlungen über eine neue Droge, die im Umlauf ist und angeblich nur bei Vampiren wirken soll, anzustellen. Die Spur führt Joe über Umwege in die Hood und zu Percy. Doch der Weg dorthin ist extrem gefährlich. Aber ein Joe Pitt lässt sich nicht so einfach einschüchtern.

Nicht, dass der bisherige Schlamassel nicht schon groß genug wäre, nein, plötzlich gerät er auch noch genau zwischen die Fronten eines aufziehenden Krieges.

Joe Pitt steuert schon sehr bald unaufhaltsam auf das große Finale zu. Nach einem Jahr in der Bronx erhält er einen neuen, Auftrag. Er soll das schier Unmögliche versuchen und zwischen den rivalisierenden Clans vermitteln. Nebenbei begibt er sich auch noch auf die Suche nach seiner Herzensdame Evie, von der er nicht mehr weiß, als dass sie angeblich in Manhattan untergetaucht sein soll. Was er im Rahmen seines Auftrags entdeckt, ist nicht nur eine große Überraschung, sondern auch ein noch viel größeres Geheimnis.

Der große Krieg bricht aus und Joe hat sogar noch viel mehr Feinde als je zuvor. Er muss sich in der Kanalisation vor ihnen verstecken und befindet sich verständlicherweise ständig auf der Flucht. Dabei ist er jedoch nur von einem Gedanken beseelt: Rache !!! So heißt es dann am Ende, alle zu töten oder selbst im Kampf zu sterben. Doch so schnell und leicht ist ein Joe Pitt bekanntermaßen nicht zu töten, wie der geübte Leser mittlerweile längst weiß. Im atemberaubendem Finale wird soviel gestorben, dass man mit dem Blut beinahe einen Öltank befüllen könnte.

Charaktere

Wir erleben die Geschichte aus der Sicht des Hauptprotagonisten Joe Pitt und können uns dank dieser äußerst intensiven Erfahrung sehr schnell mit ihm identifizieren. Beinahe scheint es so, als würde man mit der Figur verschmelzen. Mit der Zeit leidet man dann auch immer mehr mit ihm mit. Dabei wirkt er absolut authentisch in seinem Denken und Handeln, insofern man denn gewillt und auch dazu in der Lage ist, sich in diese spezielle Welt hineinzudenken. Es ist absolut faszinierend, die Entwicklung dieses Charakters zu beobachten.

Joe Pitt würde die aus der „Twillight“-Saga bekannten Edward Cullen, „Bella“ Swan & Co. locker zum Frühstück verputzen. Er hat ein ziemlich loses Mundwerk und steht auch dazu. Dass Joe sich damit jedoch immer wieder unnötigen Problemen aussetzt bringt ihn dazu, dieses oft zu bereuen. Die Liste seiner Feinde ist daher alles andere als kurz und nicht wenige würden ihn am liebsten selbst töten. Aber er hat auch ein paar sehr mächtige Freunde, bzw. Leute, die sehr um seine Gunst und Dienste buhlen. Selbst die höchst merkwürdig anmutende Enklave, deren Mitglieder daran glauben, dass sie durch Hungern einen gottähnlichen Zustand erreichen können, wünscht sich nichts sehnlicher, als den Einzelgänger in ihrer Mitte aufnehmen zu dürfen.

Auch die vielen Nebenfiguren, teilweise sehr skuril gezeichnet, wissen gekonnt zu überzeugen. Charlie Huston hat ihnen viel Tiefe verliehen. Überhaupt sind die sozialen Verflechtungen derart geschickt konstruiert, dass dies den Lesespaß ungemein zu erhöhen vermag.

Schreibstil

Niemand vermag es wie Charlie Huston zu schreiben. Zugegebenermaßen sind seine Dialoge sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich persönlich fand sie sehr gut und zudem passend.

Der Autor weiß stets mit überraschenden Wendungen aufzuwarten und versteht es gekonnt, die Leser in seinen Bann zu ziehen.

Die verschiedenen Handlungsstränge sind geschickt miteinander verknüpft. Irgendwie scheint jeder mit jedem eine eigene Vergangenheit zu haben. Die Geschichte gibt sogar mehr als genügend Stoff für fünf komplette Bücher. Es kommen einem beim Lesen so viele Fragen in den Sinn, dass man am Ende angelangt gar nicht auf alles eine Antwort erhalten konnte und sich alleine deshalb schon einen weiteren Teil der Reihe wünschen würde.

Atmosphäre

Charlie Huston entführt uns in eine völlig andere Welt, düster und gefährlich, in die man trotz alles offensichtlichen Schreckens nur zu gerne eintauchen möchte. Es ist eine Welt voller Korruption, Intrigen, Geld, Macht, Brutalität und Sex. Die „Joe-Pitt-Saga“ sorgt für bestes Kopfkino.

Die Spannung ist von Beginn an spürbar und sehr intensiv. Längen habe ich so gut wie gar nicht feststellen können. Zwischen den actionlastigen Teilen werden viele Fragen beantwortet oder neue tun sich auf. Clever konstruiert, Mr. Huston!

Vielleicht sollte man beim Lesen nicht unbedingt feste Nahrung zu sich nehmen. Denn die könnte mancher Leser angesichts der plastischen Schilderung der Greueltaten schneller wiedersehen, als ihm lieb ist.

Schlusswort

Sie lieben Vampire? Sie mögen Blut? Sie stehen auf rasante Action und eine ordentliche Prise Schwarzen Humor? Worauf warten Sie dann eigentlich noch? Kaufen !!!

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr!  ;)
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill