Autor Thema: Scott McBain - Der Mastercode  (Gelesen 4113 mal)

Helluo Librorum

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Scott McBain - Der Mastercode
« am: 22. Jul. 2013, 14:26:00 »
Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Scott McBain – Der Mastercode


Genre: Thriller
Seiten: 560
Verlag: Knaur
ISBN-10: 342662902X
ISBN-13: 978-3426629024

Link Leseprobe:

http://www.amazon.de/Der-Mastercode-Scott-McBain/dp/342662902X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1374475609&sr=8-1&keywords=der+master+code#reader_B00A4VEA06


Buch (Allgemeines)

„1984“ war gestern – heute gibt es „Mother“!

Fiktion oder Zukunftsvision? Der Autor erzählt in diesem Buch von der totalen Überwachung, von einer Verschwörung schier unvorstellbaren Ausmaßes und hat zugleich eine Gesellschaftskritik verfasst, der man als denkender und nicht völlig naiver Mensch nur in vollem Umfang zustimmen kann und sich passender denn je fragt: Wer überwacht eigentlich die Wächter?

Nicht erst in Zeiten von PRISM ist dies ein hochaktuelles Thema, das man gerne auch als (hoffentlich noch rechtzeitige) Warnung verstehen darf.

Wenn man diesem Thema nicht völlig abgeneigt ist, sollte man dem Buch unbedingt eine Chance geben.

Aber bitte lasst beim Lesen Vorsicht walten – denn Big „Mother“ is watching you!

Handlung

Zusammenfassung (Frei von Spoilern - Es wird nichts Wichtiges verraten!)


Bist du Herrscher oder Diener? In der Welt von „Der Mastercode“ dreht sich alles um die Themen Macht, Geld und Sex. Tatsächlich regiert die neu eingeführte Währung „Global“ die gesamte Welt. Dabei könnte die Schere zwischen Arm und Reich wahrlich kaum größer sein.

Die Welt im Jahre 2020 ist alles andere als eine schöne Welt. Die Bevölkerung wird von einem globalen Computersystem, genannt „Mother“, überwacht, bewertet und kategorisiert.

Während die reiche Bevölkerung der Kategorien A 1 – A 3 in der Regel auch ein entsprechend tolles Leben genießen kann, sind die Abstufungen, die für die nahe Zukunft bis zu A 9 geplant sind, auch mit erheblichem Verlust an Lebensqualität verbunden.

Wohnen darf man nur in Wohngebieten seiner eigenen Einstufung und die Anzahl an geschützten Wohngebieten, in denen die Reichen abgeschottet von dem „Abschaum“ lebt, wächst ständig an.

Die Einstufung ist gleichbedeutend mit der Kreditwürdigkeit und um diese zu erhöhen, hat man einzig und allein die Chance, sich als Gespiele, bzw. Gespielin im wahrsten Sinne des Wortes hoch zu schlafen. Denn wenn der finanzstarke Sexualpartner im Gegenzug für die bedingungslose Erfüllung seiner intimsten Wünsche für einen bürgt, wird man automatisch auf ein hohes Kreditlevel aufgestuft. Doch natürlich ist dies zeitlich begrenzt und sobald der Partner genug von einem hat, gehört man wieder zum Abschaum der Gesellschaft und darf sich auf die Suche nach einem neuen Partner machen, dem man sexuell zu Diensten sein darf.

Vor allem Politiker, Militär, Geheimdienste und so genannte Globalcoms sind es, die von „Mother“ profitieren und ein mehr als annehmbares Leben führen. Die Politiker haben auch als einzige Zugriff auf die „wahren“ Nachrichten, während der Rest der Bevölkerung nicht mehr als die zensierte Fassung bekommt, die ihr als wahr verkauft wird.

„Mother“ sammelt auch alles an Daten, was überhaupt nur erdenkbar ist. Egal, ob Geburtsurkunden, Schulzeugnisse, Führerschein, Steuererklärungen, Stromrechnungen, persönliche Vorlieben oder das Einkaufsverhalten – hier werden die Menschen zum gläsernen Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes. Durch spezielle Rabatte werden sie auch immer wieder dazu animiert, noch mehr von sich Preis zu geben, damit die Datensammlung über sie weiter anwächst und am Ende wirklich gar nichts mehr an Fragen offen bleibt. Die meisten Menschen tun dies auch nur zu bereitwillig, um in den Genuss jener fragwürdigen Rabatte oder anderer Vergünstigungen zu kommen. Somit wird der Anteil derer, die sich vehement der totalen Überwachung zu entziehen versuchen, stetig geringer.

Die Gegner von „Mother“ werden schnell zu Terroristen ernannt und auch dementsprechend behandelt. Die Unruhen halten trotz sinkender Anzahl an Gegnern an und werden, wenn nötig, blutig zerschlagen. Direkte Angriffe auf das System und seiner Unterstützer führt in der Regel sogar zum Tod der mutigen Rebellen.

Das Ziel ist es, wirklich jeden Menschen in „Mother“ zu registrieren. Ohne Rücksicht auf Verluste. Doch erst nach der vollständigen Registrierung würden die Verschwörer auf den Plan treten und ihre wahren Ziele in Angriff nehmen. Diese lagen lange Zeit im Dunkeln und sind ob ihrer Grausamkeit nur schwer vorstellbar.

Den mächtigen Gegnern von „Mother“, die in Verantwortungsvollen Positionen sitzen oder „Mother“ selbst mitentwickelt haben, wird immer mehr bewusst, das es nur eine Lösung geben kann. Aber wer wird am Ende den Mut aufbringen, die einzig richtige Entscheidung zu treffen und „Mother“ versuchen zu verstören?

Das Buch wartet nicht nur in dieser Frage mit der einen oder anderen Überraschung auf. Wem kann man in solch einer Welt noch sein Vertrauen schenken, wenn selbst dein bester Freund oder Verbündeter dein größter Feind sein könnte?

Welche geheimen Codes sind in „Mother“ versteckt und welche Geheimnisse offenbaren sie?

Wird am Ende einmal mehr das Gute über das Böse siegen können?

Charaktere

Der einzige wirkliche Kritikpunkt an diesem Buch ist die meiner Meinung nach fehlende Tiefe bei den Charakteren. Hier hätte man noch etwas mehr herauskitzeln können, was dem Buch definitiv gut zu Gesicht gestanden hätte.

Welche Rolle spielen die Hauptfiguren in diesem Spiel? Auf welcher Seite stehen sie? Wer ist Freund und wer ist Feind?

Wer plant, mit Hilfe von „Mother“, die Demokratie abzuschaffen und wer stellt sich im alles entscheidenden Moment gegen die mächtigen und eiskalten Verschwörer?

Wer hat denn überhaupt die Macht, „Mother“ endgültig zu zerstören?

Wird der Plan eines Toten am Ende wirklich aufgehen und alles wieder gut? Wie soll das überhaupt möglich sein, dass eine Leiche noch derart gekonnt die Fäden aus seinem Sarg heraus zu spinnen vermag?

„Die Wahrheit schneidet Holz“ ist der mit Abstand wichtigste Satz in diesem Buch. Doch was genau er zu bedeuten hat, das versuchen die Hauptfiguren auf beiden Seiten erst noch begreifen zu lernen.

Atmosphäre & Schreibstil

„Der Mastercode“ ist sehr spannend und flüssig geschrieben. Trotz zwischenzeitlicher kleiner Ruhepausen lässt das Buch daher nicht wirklich Langeweile aufkommen und es fällt einem schwer, es auch nur für einen kurzen Moment aus der Hand zu legen.

Die Atmosphäre dieser als unmenschlich skizzierten Welt ist derart beklemmend, dass es eigentlich schon beängstigend ist, was aber wiederum auch den „Charme“ dieses Buches ausmacht.

Wer gut und wer böse ist, wird einem beim Lesen nicht immer sofort und mit absoluter Sicherheit klar. Doch zähle ich auch dies zu den Stärken dieses Buches, denn simple Vorhersehbarkeit ist dem geübten Leser logischerweise viel zu langweilig, da tappt man doch viel lieber noch etwas im Dunkeln und lässt sich hier und da vom Autor überraschen oder auf die falsche Fährte führen.

Nach und nach kommt dann endlich etwas Licht ins Dunkle und somit auch die Wahrheit.

Nachbemerkungen

In der Hoffnung, dass unsere Zukunft niemals so aussehen wird, habe ich das Buch zugeschlagen und mir noch einige Zeit genommen, um in Ruhe über die erschreckende, da höchst realistische Thematik zu sinnieren.

Dieser Roman ist leider realer, als es sich die meisten eingestehen können oder wollen. Denn zu einem gewissen Teil leben wir doch bereits in solch einer Welt.

Wenn man bedenkt, was es heute bereits alles gibt, halte ich das Grundszenario dieser Geschichte wahrlich nicht für Utopie. Die Überwachung findet bereits zu einem größeren Teil statt und was die Menschen in sozialen Netzwerken oder über diverse Kundenkarten alles von sich preisgeben, ist ja teilweise schon ziemlich erschreckend.

Bei vielen Menschen gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass diese nicht einmal im Ansatz einschätzen können, was bereits alles über sie bekannt ist und wie vielen Firmen, Behörden oder sonstigen Institutionen ein Teil dieser Informationen zur Verfügung stehen.

Dieses Buch sollte auch dem letzten Naivling hoffentlich die Augen öffnen.

Entspricht es denn nicht der Wahrheit, dass bereits heute der US-Amerikanische Geheimdienst NSA von manchem als die „geheime Weltregierung“ bezeichnet wird?

Ich spreche sicherlich nicht für mich alleine, wenn ich sage, dass eine Welt wie diese keine lebenswerte wäre. Letzten Endes werden es aber die Menschen selbst sein, die es mehr oder weniger stillschweigend hinnehmen, dass aus der Fiktion dieses Buches schlussendlich tatsächlich bittere Realität werden könnte. Bleibt also nur noch zu hoffen, dass wir nicht sehenden Auges in unser aller Unheil laufen.

Am Ende des Buches angelangt könnte man sich dann auch selbst folgende Fragen ehrlich beantworten:

Was wäre man bereit, von sich preiszugeben, um dafür in den Genuss von verlockenden Vergünstigungen oder anderer Vorteile zu kommen?

Sind wir nicht alle Sklaven des gemeinen Geldes? Wären wir alle nicht bereit, im Prinzip fast alles zu tun, wenn denn der Preis nur stimmt?

Würde man sein eigenes Leben opfern, um die Menschheit zu retten?

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr! 
  ;)
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill


Matt Broetchen

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Antw:Scott McBain - Der Mastercode
« Antwort #1 am: 30. Jul. 2013, 08:17:40 »
Hört sich interressant an, ich werd wohl mal einen Blick in das Buch riskieren!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen,
wenn meine Adern geöffnet fliessen,
dir meinem Gott ergebe ich mich,
Walvater Odin ich rufe dich!!!